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belagern. Indessen reiste der Bürgermeister nach Wien, und
wirkte beim Kaiser einen schriftlichen Befehl an Wallenstein aus,
daß er Stralsund unangefochten lassen sollte. Geschwind reiste
er ihm nach, holte ihn in Prenzlau ein, und zeigte ihm den kai¬
serlichen Befehl vor. Aber der Herzog war schon zu mächtig,
um dem Kaiser allewege zu gehorchen. Mit funkelndem Blick
rief er: „und wenn die Stadt mit Ketten an den Himmel gebun¬
den wäre, sie müßte doch herunter! " Nun zog er selbst vor die
Stadt. Da erzählte man ihm, der König von Schweden würde
bald selbst kommen, den Stralsundern beizustehen. „Ich werde
ihn mit Ruthen nach Hause peitschen," rief der unbesonnene
Mann in seinem Uebermuthe, und befahl, sogleich zu stürmen.
Die Soldaten liefen gegen die Mauern, wurden aber von den
tapfern Bürgern mit blutigen Köpfen zurückgcwiesen. Der
Sturm wurde noch mehrmals erneuert; nachdem Wallenstein
aber binnen 14 Tagen 12,000 Mann vor den Mauern verloren
hatte, zog er racheschnaubend ab. Dies geschah 1628.
Im folgenden Jahre, 1629, schloß Wallenstein plötzlich mit
Christian von Dänemark einen Frieden in Lübeck. Das
schien sonderbar, und ging doch ganz natürlich zu. Wallenstein
war ja jetzt Herzog von Meklenburg, und fürchtete, Christian
möchte sich mit Gustav Adolph, dem Könige von Schweden,
gegen ihn verbinden. Darum suchte er die Freundschaft des Kö¬
nigs von Dänemark, und dieser war froh, einen gefürchteten
Feind loszuwerden. Zwar mußte er in dem Frieden seine bishe¬
rigen Bundesgenossen, die vertriebenen Herzoge von Meklen¬
burg, gegen die ausdrücklichen mit ihnen geschlossenen Verträge
nufopfcrn; aber er trug kein Bedenken, darin zu willigen, da
ihm Wallenstein alle seine Länder zurückgab. Wozu nicht der
Eigennutz den Menschen verleiten kann? —
Jetzt war nun wieder die Ruhe in ganz Deutschland herge-.
stellt, und es hing vom Kaiser ab, dem durch die schonungsloseste
Plünderung erschöpft und verödet daliegcnden Dcutschlande den
so erwünschten Frieden wiederzugebcn. Das hätte er leicht ge¬
konnt, wenn er mit Unparteilichkeit die Katholischen und Evan¬
gelischen mit einander vertragen hätte. Aber wie hätte Ferdinand
unpartheiisch scyn können, wenn von Religion die Rede war?