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mißhandelt, und mußten die Flucht ergreifen. Statt nun 
durch Mäßigung die aufgeregten Gemüther zu beruhigen, nah¬ 
men die englischen Minister harte Maßregeln; sie schickten meh¬ 
rere Regimenter und bewaffnete Schiffe nach Boston, um die 
Zollbeamten zu beschützen, und befahlen endlich gar, daß alle 
wegen Hochverrats) angeklagte Amerikaner nach England ge¬ 
bracht, und dort ihr Verbrechen untersucht werden sollte. 
So stieg die Gährung von Jahr zu Jahr; auf der einen 
Seite war hartnäckige Herrschsucht und unbiegsame Härte, 
und auf der andern Mißtrauen und Widersetzlichkeit. Indessen 
war augenscheinlich die größere Schuld auf Seiten der Eng¬ 
länder. Die Amerikaner verordneten daher auch einen allgemei¬ 
nen Buß- und Bcttag, um die göttliche Barmherzigkeit zu er¬ 
stehen, da jede Spur der menschlichen Milde aus den Herzen 
der Minister verschwunden sey. Die verschiedenen amerikani¬ 
schen Provinzen hatten damals Geschäftsträger in England, die 
ihre Sache vertreten sollten. Unter ihnen war einer der grö߬ 
ten Männer seines Jahrhunderts, Benjamin Franklin, 
ein Mann von der unbestechlichsten Redlichkeit, dabei von so 
klarem Verstände und so reichen Kenntnissen, daß er das all¬ 
gemeine Vertrauen seiner Landsleute genoß, und nicht nur die 
englischen und schottischen, sondern auch deutsche und hollän¬ 
dische Universitäten ihm das Doctordiplom freiwillig zuschick- 
ten. *) Ihm galten aber nur die Kenntnisse als wahrhaft 
Er war der Sohn eines Seifensieders, der von England nach 
Amerika ausgewanderk war- Da sein Vater 17 Kinder hatte, 
so konnte er auf ihn, den jüngsten, nicht viel wenden, und be¬ 
stimmte ihn auch zu seiner Handthiernng. Aber die schien ihm 
zn geistlos, und er erlernte bei einem seiner Brüder die Buch- 
druckerkunst. Nach mancherlei Schicksalen, wobei es ihm meist 
sehr kärglich ging, legte er eine eigene Vuchdruckerei an, und 
überwand die vielen Schwierigkeiten, die er dabei fand, glücklich 
durch großen Fleiß und Nachdenken- Wenn andere seines Glei¬ 
chen schon Feierabend gemacht hatten, arbeitete er noch fröhlich 
fort, und schämte sich nicht, das nöthige Papier selbst über die 
Straße auf dem Schubkarren zu fahren- Dabei war er immer 
heiter und streng redlich. Das verschaffte ihm das Zutrauen sei¬ 
ner Landsleute. Jeder ließ gern bei ihm arbeiten, und unterstützte 
ihn willig. Dabei schrieb er selbst Aufsätze fürs Volk, und gab
	        
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