59
Richard wieder losgegeben hätte, wenn nicht der Papst dazwi¬
schen getreten wäre. Dieser drohte mit dem Banne, wenn er
ihn nicht losließe. Heinrich ließ sich ein Lösegeld von fast.
2 Mill. Thaler bezahlen, und Richard reiste nun nach einer
Gefangenschaft von länger als einem Jahre eilig und froh nach
England zurück. Keiner erschrak mehr als Johann. Die erste
Nachricht bekam ec durch den König von Frankreich, der ihm
nur die wenigen Worte schrieb: „nehmt euch in Acht; der Teu¬
fel ist wieder los." Es blieb ihm nichts anderes übrig, als
seinen Bruder um Verzeihung zu bitten, und sich seiner Groß-
muth zu überlassen. Er fiel ihm zu Füßen, und erhielt Ver¬
gebung. „Ich vergebe dir," sprach Richard, „und hoffe, daß
ich deine Beleidigung eben so bald vergessen werde, als du meine
Gnade."
Mit Frankreich mußte Richard einen Krieg führen, dessen
Ende er nicht erlebte. Er wurde bei der Belagerung eines
festen Schlosses durch einen Pfeil tödtlich verwundet, und starb
1199. Sein Bruder Johann wurde zwar nun König; aber er
führte eine unruhige Regierung, und wurde 17 Jahre darauf
von seinen Unterthanen verjagt.
Von Kaiser Heinrich 6. ist wenig zu sagen- Er regierte
von 1190 bis 1197. Möhr als Deutschland beschäftigten ihn
Neapel und Sicilien, welche ihm, wie schon gesagt, seine Frau
Constantia zugebracht hatte. Die Einwohner sahen höchst un¬
gern, daß sie einem Deutschen gehorchen sollten, und empörten
sich. Aber Heinrich unterwarf sie mit Gewalt, und schreckte
sie durch Grausamkeit. Manchen Großen ließ er die Augen
ausstechen, Anderen glühende eiserne Kronen aufsetzen, und noch
Andere wurden auf Stühle von glühendem Eisen gesetzt. Sein
baldiger Tod erregte daher nichts als Freude.
51. Philipp von Schwaben und Otto 4. von Braun-
schwcig. — Friedrich 2.
Als Heinrich 6. starb, war sein Sohn Friedrich erst vier
Jahre alt. In Neapel und Sicilien wurde er zwar König,
aber die Deutschen wollten kein Kind zum Herrscher, und konn¬
ten sich über die Wahl nicht einigen. Der unselige Ziviespalt