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selbst -in der Nationalversammlung mehrere Partheken, die sich 
tödtlich haßten; die eine suchte die Monarchie zu verteidigen, 
die andere aber bekämpfte dieselbe, und wollte dem Volke allein 
die Herrschaft verschaffen. Die letzte bestand aus den talentvoll¬ 
sten und kühnsten Männern; darum siegte sie auch zuletzt ob. 
An Abstellung der Unordnungen dachte keine, wohl aber wurde 
eifrig an der Auflösung der bisher bestehenden Rechte gearbeitet. 
Die niedere Geistlichkeit hatte bisher von dem Zehnten gelebt, 
den ihnen die Gemeinden geben mußten. Jetzt wurde er aufge¬ 
hoben, aber dafür sorgte Keiner, daß die Geistlichen entschädigt 
würden; wovon sollten sie nun leben? — 
Wenn auch die Anzahl der Bösewichter ln der Nationalver¬ 
sammlung nur klein war, so war doch ihre Parthei die gefähr¬ 
lichste, weil der steinreiche Orleans an ihrer Spitze stand, der 
durch sein Geld den Pöbel in die Waffen bringen konnte, sobald 
er wollte; denn in den Vorstädten von Paris, besonders in der 
Vorstadt St. Anthoine, gab es so vieles armes Volk, besonders 
unter den Fabrikarbeitern, daß er für Geld Tausende finden 
konnte, die zu allen Verbrechen bereit waren. Schon bei dem 
Tumult am 17ten Juli hatte Orleans gehofft, der König würde 
vom Pöbel ermordet werden, und dann hätte er vielleicht den 
Thron besteigen können. Jetzt streute er wieder Geld und 
Schmähschriften gegen den König, besonders aber gegen die Kö¬ 
nigin aus, um den Pöbel zu wüthendem Haß gegen sie zu ent¬ 
stammen; seine Absicht war unstreitig, durch die Ermordung der 
Königin seine Rache zu befriedigen, und durch einen neuen Auf¬ 
ruhr die Nationalversammlung zu zwingen, ihren Sitz nach Pa¬ 
ris zu verlegen, um sie dann durch den Pöbel ganz beherrschen zu 
können. Der König wußte recht gut, daß dieser Tumult am 
Sten Octobcr statt finden sollte. Man redete ihm zu, eilig nach 
Metz zu entfliehen, und dort sich an die Spitze der Truppen zu 
stellen; aber er war nicht zu bewegen, von seinem Posten zu 
weichen. Orleans halte an den ausgestreutcn Verleumdungen 
nicht genug; er ließ durch seine Leute die nach Paris fahrenden 
Kornwagen aufhalten, und als nun Brodtmangel in der Stadt 
entstand, sprengte er aus, der König wolle Paris aushungern. 
Schon am 4ten October wurde in Paris Geld und Waffen aus-
	        
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