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bei der dadurch entstehenden allgemeinen Verwirrung den fran¬ 
zösischen Königsthron Umstürzen zu können. Daher nahmen 
sie gegen die fremden Mächte einen unverschämten Ton an, be¬ 
leidigten sie in ihren gehaltenen Reden, und forderten sie so 
recht muthwillig zum Kriege heraus. Es wurden französische 
Heere nach dem Rheine hingesandt, und die Rüstungen mit 
Eifer betrieben. Vergebens gab sich Ludwig Mühe, den Frie¬ 
den zu erhalten; die Jakobiner zwangen ihn, am 20sten April 
1792 den Krieg gegen Oestreich zu erklären. 
Als diese Erklärung nach Wien kam, war Kaiser Leo¬ 
pold 2. eben gestorben. Ihm folgte sein Sohn Franz 2., 
der sogleich zu Eröffnung der Feindseligkeiten Befehl gab. Mit 
Preußen hatte sich Oestreich bereits verbunden, und es entstand 
nun ein Krieg, der zwar mehrmals durch kurzdauernde Frie¬ 
densschlüsse unterbrochen worden ist, im Ganzen aber bis 
1815, also 23 Jahre gedauert, und Europa so viele Men¬ 
schenleben, so unendliches Geld und so vieles Familienglück ge¬ 
kostet hat. Wie viel leichter ist es doch, ein Feuer anzuzün¬ 
den, als es zu löschen! 
Jeder Nichtfranzose war der Meinung, die verbündeten 
Fürsten würden mit dem in sich selbst so zerrütteten Frankreich 
bald fertig werden, um so mehr, da die Ausgewanderten ver¬ 
sicherten, daß die meisten ihrer Landsleute sehnlichst auf die 
Erscheinung der fremden Heere warteten. Das war aber nicht 
so. Der größte Theil des Volks war von der sogenannten 
Freiheit so begeistert, daß sie mit Begierde auf die Gelegenheit 
warteten, für dieselbe gegen ihre Feinde kämpfen zu können. 
Daher sah man auch in diesem Kriege mit Staunen, daß die 
krieggeübten Heere der Deutschen, von erfahrenen Generalen 
angeführt, von den jungen, eben erst angcworbenen französi¬ 
schen Soldaten aus dem Felde geschlagen wurden; sehr natür¬ 
lich, da die Revolutionstruppen auf eine ganz neue Art den 
Krieg führten, ohne Gepäck und Magazine, also viel bewegli¬ 
cher waren, und vor allem von einer Begeisterung beseelt wur¬ 
den, die sie trieb, mit Lust und Freude den offenen Kanonen¬ 
rachen entgegen zu gehen, und je mehr von ihnen zu Boden 
geschossen wurden, desto mehr strömten herbei, den Tod der
	        
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