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abschlägige Antwort. Seme zweite Bewerbung, um Marie 
Luise, des Kaisers Franz Tochter, war glücklicher. Berthier 
wurde als außerordentlicher Gesandter nach Wien geschickt, 
erhielt das feierliche Jawort, und am Ilten März 1810 wurde 
die Trauung in Wien vollzogen, bei welcher Erzherzog Karl 
Napoleons Stellvertreter war. Dann reiste sie nach Frankreich 
ab, und wurde mit großem Gepränge empfangen. Man hatte 
erwartet, daß er nun von der schweren Kricgscontribution sei¬ 
nem neuen Schwiegervater etwas erlassen würde; allein da¬ 
von war nicht die Rede; weder Oestreich noch Deutschland 
zog von dieser Verbindung den mindesten Vortheil. 
Von seinen Verwandten waren nun alle versorgt. Nur 
sein Bruder Lu ei an verschmähte jedes Anerbieten seines mäch¬ 
tigen Bruders, weil er lieber unabhängig als in goldenen 
Fesseln leben wollte. Daß er dabei sehr klug handelte, zeigte 
ihm bald das Beispiel seines Bruders Louis. Napoleon 
hatte nämlich in seiner Wuth gegen England befohlen, daß 
alle holländische Häfen den englischen Schiffen geschlossen wür¬ 
den, und überhaupt nicht der geringste Verkehr mit den Eng¬ 
ländern statt fände. Nun aber ist Holland an sich ein ar¬ 
mes Land, und kann nur durch Handel und Schifffahrt be¬ 
stehen. Hätte Louis, der es mit seinem Volke aufrichtig gut 
meinte, die Befehle seines Bruders in ihrer ganzen Strenge 
vollzogen, so wären ,die Holländer verloren gewesen; aber er 
hatte dem heimlichen Verkehr mit den Engländern durch Fi¬ 
scherboote nachgcsehen, um die gänzliche Verarmung seiner Un- 
terlhanen zu hindern. Das blieb Napoleon nicht verborgen, 
und er gerieth darüber in Wuth. Er schickte französische 
Truppen im Januar 1810 nach Holland, welche die ganze 
Küste im Verein mit französischen Zollbedientcn besetzten, und 
nun jeden Handelsverkehr unmöglich machten. Zugleich mußte 
Louis den südlichsten Theil seines Königreichs nebst einem 
Theile seiner Flotte an Frankreich abtrcten, ein schweres 
Opfer, welches er der Erhaltung seines Königreichs brachte; 
denn schon hatte Napoleon gedroht, er werde es ganz mit 
Frankreich vereinigen. Vergebens war Louis selbst nach Paris 
gereist, um von feinem Bruder einige Milderung zu erhalten.
	        
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