135 
ins Lager, um an der Beute von Veji Thekl zu nehmen. Jetzt ließ 
Camill seine Römer Sturm laufen, und während die Vejenter ihre 
Mauern zu vertheidigen suchten, brach Camill selbst mit den Tapfer¬ 
sten aus dem Minengang hervor, der gerade in dem Haupttempel sich 
öffnete. Eben opferte hier der König, und der Opferpriester hatte ge- 
weissagt, derjenige werde siegen, der das Opferfleisch zerlegen werde. 
Die Weissagung ging nun, indem sich die Eingedrungenen desselben 
bemächtigten, auf eine dem Priester sehr unerwartete Weise in Erfül¬ 
lung. So wurde Veji erobert. Die Beute war sehr groß, die Stadt 
wurde von Grund aus zerstört, und die Einwohner, welche nicht im 
Kampfe gefallen waren, als Sclaven verkauft. Sodann hielt Camill, 
auf einem von vier weißen Rossen gezogenen Wagen stehend, einen 
feierlichen Triumphzug durch die Stadt aufs Capitol (395).. 
Im folgenden Jahre hatte Camill Gelegenheit, seinen Edelmuth 
zu zeigen. Die Stadt Falerii hatte den Vejentern beigestanden, und 
wurde daher von den Römern belagert; aber die Stadt war fest, und die 
Belagerung zog sich in die Länge. Da erschien im römischen Lager 
ein Schulmeister aus der Stadt mit einer Schaar Kinder, den Söhnen 
der vornehmsten Einwohner. Der Schelm hatte, in der Hoffnung, 
von Camill eine große Belohnung zu erhalten, die ihm anvertrauten 
Kinder wie zu einem Spatziergange vor das Thor geführt, und lieferte 
sie nun den Römern in die Hände, damit diese sie als Geiseln ein¬ 
sperren sollten. Aber Camill befahl, den Bösewicht zu binden, unter 
die Kinder Ruthen auszutheilen, und nun mußten diese ihren unwür¬ 
digen Lehrer unter dem Hohngelächter der Soldaten nach Falerii zu¬ 
rückpeitschen. Die Einwohner aber, gerührt durch Camills Edelmuth, 
widerstanden nicht länger, und schlossen mit den Römern Frieden. 
Im Jahre 389 betraf Rom ein großes Mißgeschick. Es erschienen 
nämlich Abgesandte der etrurischen Stadt Clusium, und baten die Rö¬ 
mer um Hülfe gegen ein wildes Volk, die sennonischen Gallier, wel¬ 
ches von der Küste des adriatischen Meeres über die Appenninen kom¬ 
mend, in ihr Gebiet eingefallen wäre. Die Römer schickten drei Brü¬ 
der, die Fabier, mit ihnen nach Clusium zurück, mit dem Aufträge, 
die Gallier zum Abzüge zu bewegen. Aber die Fabier waren unbe¬ 
dachtsame junge Männer. Sie ließen sich mit dem Könige der Gal¬ 
lier, Brennus, in einen Wortwechsel ein, und fragten, was er für 
ein Recht habe, den Clusiern ihre Ländereien zu nehmen? Brennus 
antwortete trotzig: „wir tragen unser Recht auf den Spitzen unsrer 
Schwerter, und tapfern Leuten gehört alles!" — Die Fabier begaben 
sich nun nach Clusium, und machten an der Spitze der Einwohner 
einen Ausfall aus die Gallier. Diese aber erkannten sie. „So?" 
sprachen sie, „ihr kamt als Friedensstifter, und nun greift ihr uns 
feindlich an?" Sie sandten daher nach Rom, und verlangten, daß
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.