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an seinen Orden und seiner Begleitung zu erkennen. „Wir wollen
doch sehen," sagte er, „ob sie es wagen werden, mich zu ermorden."
Ein dumpfes Gemurmel: „da ist der König!" lief von Mund zu
Mund durch den Saal. Zwei an den entgegengesetzten Seiten des
Saals stehende Haufen von Masken näherten sich einander, und durch¬
kreuzten sich da, wo der König sich befand. Dadurch entstand ein
augenblickliches Gedränge um denselben. Jetzt siel ein Pistolenschuß;
der König sank in Essens Arme, und rief: „ich bin verwundet durch
eine schwarze Maske!" — Man brachte ihn schleunig in sein Zim¬
mer, welches er im Opernhause hatte, und schickte nach Wundärzten.
Um die Verwirrung zu vermehren, hatten die Verschworenen im Au¬
genblicke der Ermordung geschrien: „Feuer! Feuer! Der Saal stürzt
ein!" In wildem Gedränge suchte Jeder den Ausgang zu gewinnen.
Allein eben langte der Polizeilieutenant mit starker Wache an. Alle
Ausgänge wurden besetzt, und Jeder in den Saal zurückgedrängt, in
dessen Mitte man einen Tisch stellte, an welchem der Polizeilieutenant die
Namen jedes Anwesenden aufschrieb. Hier schon siel der Verdacht auf
einen gewissen Ankerftröm, Offizier in der blauen Garde; nur die
Beweise fehlten noch. Um vier Uhr Morgens war die Untersuchung
zu Ende, und Jeder begab sich nach Hause. Aber wie die Vorsehung
es gewöhnlich so fügt, daß oft durch unbedeutende Umstande die Ver¬
brecher entdeckt werden, so auch hier. Man fand im Saale einen
Dolch und zwei Pistolen. Die Waffenschmiede wurden befragt, ob sie
dieselben kennten? Einer von ihnen erklärte, er habe die Pistolen an
den Herrn von Ankerström verkauft. Sogleich wurde er und an zwan¬
zig seiner Freunde eingezogen. Er leugnete nicht, aber nur er wurde
am Leben gestraft. Er mußte drei Tage, täglich einige Stunden, am
Pranger stehen, und erhielt jedes Mal 15 Schläge mit dem Staub¬
besen. Am vierten Tage wurde ihm die rechte Hand, dann der Kopf
abgeschlagen, sein Körper geviertheilt und aufs Rad geflochten. Die
andern Hauptverschworenen: die Grafen Horn, Ribbing und Lilien¬
horn, wurden nur aus dem Lande gejagt; der Fluch des Volks, wel¬
ches seinen König liebte, folgte ihnen nach. Leider war Gustavs Leben
nicht zu retten. Denn da die Pistole nicht nur mit Kugeln, sondern auch
mit gehacktem Blei und mit Nägeln geladen gewesen war, so war die
Wunde tödtlich, und der gute König starb am 29 März 1792.^