Full text: Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie

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sie nach ihrer Besiegung so hart, daß sie in ihrer Erbitterung 
bei dem Papst Gregor VII. Hülfe suchten. 
Die Päpste sagten, daß sie als „Statthalter Gottes auf 
Erden" Lehnsherren aller Könige und Fürsten seien, daß ihre 
Wahl durch Cardinale (die vornclnnften Geistlichen der Car¬ 
dinal- oder Hauptkirchen) unabhängig sei vom Kaiser, daß des¬ 
sen Wahl aber der Bestätigung des Papstes bedürfe. Gregor VII., 
eines Zimmermanns Sohn, von vorzüglichen Geistesgaben, 
hatte schon als Cardinal, unter dem Namen Hilde brand, die 
päpstliche Macht mit ungemeiner Umsicht und Festigkeit erweitert. 
Als er selbst Papst geworden war, hob er sein Ansehn durch 
kluge Einrichtungen, welche die Unabhängigkeit der Kirche und 
höhere Sittlichkeit der Geistlichen bezweckten, auf den höchsten 
Gipfel. Legaten. Investitur. Cölibat. Simonie. Bann. 
Dieser Papst nahm sich der Sachsen gern an, um den Kai¬ 
ser zu schwächen. Er ließ ihn vor Gericht fordern, und als 
Heinrich nicht erschien, verhängte er die Strafe des Bannes 
über ihn, wodurch alle seine Unterthanen von dem Eid der 
Treue gegen ihn losgesagt wurden. In dieser Noth beugte sich 
der Kaiser, reiste unter unsäglichen Beschwerden im strengsten 
Winter über die Alpen und bat den Papst im Bußkleide, nach¬ 
dem er drei Tage und drei Nächte barhaupt und barfuß unter 
freiem Himmel auf dem Hofe des Schlosses Canossa gestan¬ 
den hatte, um Verzeihung. Canossa liegt südlich vom Po zwischen 
Parma und Modena bei Reggio. 
Während Heinrich's Abwesenheit in Italien wählten die 
deutschen Fürsten den Herzog Rudolph von Schwaben zum Ge¬ 
genkaiser; diesen besiegte Heinrich und zog dann noch dreimal 
mit gewaffneter Hand nach Italien, wo er seinen Gegner Gregor 
absctzte, welcher 1085 in großer Dürftigkeit starb. Aber auch 
Heinrich's Ende war beklagenswerth. Von seinen eigenen 
Söhnen bekriegt, gefangen und abgesetzt, starb er 1106 im 
Elend, und sein Leichnam wurde erst fünf Jahre nachher, als 
der Bannfluch von ihm genommen war, iin Dom zu Speier 
beigelctzt. Spcier liegt am linken Rheinuser, südlich von der Mündung 
des Neckar. 
Sein Sohn Heinrich V. 1106—1123 war der letzte fränkische Kaiser. 
Lothar von Sachsen 1123—1137.
	        
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