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Völkerschlacht
den Kaiser, als diesem sein General Macdonald berichtete: „Sire! Eure
Armee am Bober ist nicht mehr!" — Einen minder glücklichen Aus¬
gang hatte das Unternehmen des böhmischen Heeres. Schwarzenberg
war durch das Erzgebirge nach Sachsen gekommen und stürmte eben
Dresden, als Napoleon (es war gleichfalls am 26. August) herannahte.
Die Verbündeten mußten von ihrem Unternehmen abstehen und sich
wieder nach Böhmen zurückziehen. Napoleon hatte ein ansehnliches
Heer unter Anführung des Generals Vandamme nach dem Erzgebirge
geschickt, welches ihnen den Rückzug abschneiden sollte, doch wurde dieses
von den Russen bei Culm aufgehalten und dann von den heranrücken¬
den Preußen unter Anführung des Kleist und auf den Anhöhen von
Nollendorf so in die Enge getrieben, daß sich Vandamme mit
8000 Mann am 29. August den Siegern ergeben mußten. Drei Tage
vor der Katzbacher Schlacht, am 23. August, hatte auch die Nord-
Armee bei dem Dorfe Groß-Beeren einen Sieg erfochten.
§ 223. Den Heeren der Verbündeten war die Richtung ange¬
wiesen, welcher sie zu folgen hatten, nämlich auf Sachsen zu, denn
hier war die feindliche Macht vereinigt. Sie rückten heran. Napoleon
hielt für gut, seine feste Stellung bei Dresden aufzugeben und sich in
die Ebenen von Leipzig zu ziehen. Am 16. Oktober trafen die Heere
zusammen. Als der Abend dieses Tages hereinbrach, war der rechte
Flügel des französischen Heeres gegen die Verbündeten vorgedrungen;
aber der linke war von Blücher geworfen worden und der Sieg unent¬
schieden geblieben. Der 17. Oktober war ein Rasttag. Furchtbar ent¬
brannte am 18. Oktober die Schlacht. Die Franzosen waren in einem
großen Halbkreise von Nordosten nach Südoften um Leipzig herum auf¬
gestellt, so daß am Parthafluß bis südlich über die Straße nach Wurtzen
hin der linke Flügel stand, der rechte Flügel zog sich im Süden bis über
die Pleiße. Hier war die Hauptmacht des Heeres. Auf einem Hügel
bei einer durchlöcherten halbzerstörten Windmühle (wenn man von Leip¬
zig nach Grimma geht, rechts) hatte der Kaiser seinen Standort, hier
waren seine Garden; das Dorf Propstheyda, südöstlich davon gelegen,
war schleunigst befestigt worden, es sollte um jeden Preis erhalten wer¬
den. Am 18. Oktober Morgens 8 Uhr begann die Schlacht. Von
Süden her mußte der Hauptstoß kommen. Muthvoll griffen die
Preußen an, wurden aber zurückgeschlagen, drangen wieder vor, durch
Kartätschen wurden ihre Reihen gelichtet, sie wichen wiederum zurück,
Russen unterstützten sie, sie wagten aufs Neue den blutigen Angriff
und mußten nochmals abstehen, bis es ihnen endlich kaum mehr mög¬
lich war, über die Leichen ihrer gefallenen Brüder hinweg zu schreiten
gegen den Feind; auch gaben die drei verbündeten Herrscher, welche die