62
Untergang
er anführte, waren geworben aus verschiedenen Völkern und dienten für
Sold; in dem reichen Capua, wo ihnen nach den vielen Beschwerden,
die sie bisher ertragen hatten, schwelgerische Genüsse dargeboten wurden,
verweichlichten sie und wurden zu ferneren Anstrengungen untauglich.
So nahm das Kriesglück bald eine ganz andere Wendung; die Römer
errangen einen Vortheil nach dem andern, wußten den Krieg nach
Afrika, in das Gebiet der Karthager, zu verpflanzen und nöthigten
diese endlich im Jahre 201 zu einem sehr demüthigenden Frieden.
Hannibal, der so viel zur Rettung seines Vaterlandes gethan hatte,
wurde mit Undank belohnt. Nur die Flucht konnte ihn vor seinen
Feinden retten und, von den Römern überall verfolgt, machte er seinem
Leben selbst ein Ende, indem er Gift nahm.
Untergang Karthago's.
§ 40. Durch den Ausgang der beiden Kriege waren die Karthager,
einst so mächtig, arg gedemüthigt worden; sie standen nun in völliger
Abhängigkeit von Rom. Unter mehreren andern harten Bedingungen,
welche sie hatten eingehen müssen, war auch die: ohne Einwilligung
der Römer keinen Krieg anzufangen. Diese hatten mit Unwillen er¬
kannt, daß Karthago durch seinen Handel in fast fünfzig Friedens-
Jahren sich wieder"erholt und gehoben habe; viele unter ihnen waren
der Meinung, um vor der Macht dieser Stadt sicher zu sein, dürfe
man nicht eher ruhen, als bis alle Kraft der Karthager gänzlich gebro¬
chen sei; einer der einflußreichsten Römer pflegte jede Rede, die er im
Senate hielt, mit den Worten zu schließen: „Uebrigens aber meine ich,
Karthago müsse zerstört werden." Bei einer solchen Stimmung, die in
Rom immer mehr um sich griff, mußten die Karthager das Schlimmste
fürchten. Vielfach beeinträchtigt von einem benachbarten Könige, suchten
sie bei den Römern Schutz, erhielten aber von ihnen keine Unterstützung,
und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als selbst die Waffen gegen
jenen König zu ergreifen. Dies ward ihnen aber in Rom als Friedens¬
bruch angerechnet und ein Heer wurde abgeschickt, sie dafür zu züch¬
tigen. Jetzt konnte es ihnen nicht mehr zweifelhaft sein, daß man nur
Gelegenheit zum Kriege suche; sie wendeten sich daher bittweise nach
Rom und erklärten ihre Unterwürfigkeit. Die Römer fordern: drei
hundert Geiseln aus den edelsten Familien sollen ihnen zum Unter-
pfande für jenes Versprechen gegeben werden. Die Geiseln werden ab¬
gesandt. Da ergeht die neue Forderung: Alle Waffen, die sich in Kar¬
thago befinden, Rüstungen, Wurfmaschinen, Pfeile rc., nebst der ganzen
Flotte sollen ausgeliefert werden, denn bei ihrer friedfertigen Gesin¬
nung, hieß es, würden sie weder Waffen noch Kriegsschiffe brauchen.