78 Das Gebiet der Ncu-Guinea-Compagnie.
Pioniere der Bodenkultur. So haben denn auch die Beamten der Neu-
Guiuea-Eompagnie der drohenden Malaria ruhigen Mutes entgegengesehen
mit jeuer Entschlossenheit und Zuversicht, die der jetzige Laudeshauptmann
in seiuer frischen, hoffuuugsfrohen Charakteristik des Schutzgebietes neuer-
dings so kräftig ausgesprochen hat. „Gewiß ist die Malaria eine Gefahr,
deren man sich am besten klar bewußt ist. Aber es gilt sie zu bestehen, um
au der Entwickelung des so überaus reichen uud vielversprechenden Gebietes
mitarbeiten und der uicht geriugeu Vorteile eiuer Wirksamkeit in den Tropen
teilhaftig werden zu können. Dieses wollen, ohne jenes mit in den Kauf
zu nehmen, kommt mir genau so vor, als ob jemand alle Vorzüge einer
Offiziersstellung für sich begehrte, aber sich ausbedingeu wollte, es dürfte
während seiner Dienstzeit keinen Krieg geben, weil dann die Kugeln flögen."
Aber dieser frische Mut wurde wirklich hier auf eine besonders harte Probe
gestellt. Der gewöhnliche Gesundheitszustand der Stationen war keineswegs
ungünstiger als iu deu anderen tropischen Kolouialgebieteu. Doch im Anfang
des Jahres 1891 brach in Finschhafen ein perniciöses Fieber aus, das in
wenigen Wochen 13 Europäer, unter ihnen den Generaldirektor Wißmann
und den Arzt der Station hinraffte. Man glaubte diese Katastrophe auf
örtliche Ursachen, auf die Verwesung der Korallentiere eines durch unge-
wohnlich niedrigen Wasserstand trocken gelegten Riffs zurückführen zu können.
Da die Möglichkeit der Wiederkehr dieses Übelstandes nicht ausgeschlossen
schien, wurde der Platz geräumt. Aber gerade die Überlebenden ans jenen
Schreckenstagen sind fest überzeugt, daß es sich um ein ganz anßergewöhn-
liches Ereignis handelte, das für die Würdigung der durchschnittlichen Ge-
snndheitszustände nicht ins Gewicht fallen dürfe. Erfahrungsreiche Männer,
wie der frühere Laudeshauptmann Frhr. v. Schleinitz, halten das Klima des
Kaiser Wilhelms-Landes für eines der besseren unter denen der Tropenküsten.
Weit günstigere Bedingungen aber bietet sicher für die Erhaltung der Ge-
fundheit des Europäers der Bismarck-Archipel. Die Malaria tritt dort
seltener und milder auf.
Statistisches. Spezielle, aus genauer Ortskenntnis ruhende Schätzungen
der Volkszahl liegeu nur für einige kleine Inseln vor. Für den ganzen
Bismarck-Archipel nimmt Weißer 200—250000 Bewohner an, eine Schätzung,
die mit Snpans Annahme einer Volksdichte von 4 auf 1 qkm uahezu über¬
einkommt. Für die deutscheu Salomon-Jnseln führt dieselbe Voraussetzung
aus eiue Volkszahl von 89 000. Bei Neu-Guinea hat man sicher mit einer
viel spärlicheren Verteilung der Bevölkerung zu rechnen. Wenn auch au
deu Usern des Augusta-Flusses ziemlich große Dörfer gefunden wurden,
überwiegt doch weitaus menschenarmes Bergland. Vielleicht nähert sich —
so schmal auch naturgemäß die Gruudlage solcher Anschläge ist — Snpans
Vermutung der Wahrheit; er giebt dem ganzen Kaiser Wilhelms-Land
110 000 Ew. Mitte 1892 waren in Kaiser Wilhelms-Land 72 Weiße
(1810 fremde, farbige Arbeiter), im Bismarck-Archipel 75 Europäer, 7 von
anderen Kontinenten, 63 dem Schutzgebiet fremde Südseeleute, meist Halb-
blntsamoaner und Viti-Lente. Die kleine Enropäerkolonie hat auch schon