Contents: Geschichte der neuesten Revolution

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tionellen Monarchie, in der Einigkeit der hohen Staatsge- 
waiten die sichern Mittel besitzen, jene Hindernisse alle weg¬ 
zuräumen und den moralischen und materiellen Interessen un- 
sers lieben Vaterlandes Genüge zu leisten." Bald sollte es 
sich zeigen, wie König Ludwig Philipp Fleisch für seinen 
Arm hielt, als er sein Vertrauen nicht auf Gott und sein gu¬ 
tes Recht setzte, sondern von konstitutionellen Staatsformen er¬ 
wartete, daß sie dem Feuerstrom der Empörung eine Schranke 
setzen und seinen Thron vor dem Umsturz sichern sollten. 
Zwar stimmte die Mehrzahl der Deputirtenkammer 
nach Illtägigen stürmischen Debatten in ihrer Adresse oder 
Antwort auf die Thronrede der Meinung des Königs und sci- 
nerMinister bei und erklärte, daß nur feindselige Leiden¬ 
schaften oder b l i n d e G e l üstc die Aufregung im ganzen 
Lande hervorgebracht hätten; aber die Opposition in Masse ent¬ 
hielt sich der Abstimmung und beschloß, den parlamentari¬ 
schen Kampf auf einem andern Felde fortzusetzcn. Dazu 
schienen nun großartige Reformbankctte ein geeignetes Mit¬ 
tel, um auf das Volk und die öffentliche Meinung-zu wir¬ 
ken. Da aber der Minister des Innern, Herr Duchatel, 
im Laufe der Adreßverhandlungen erklärt hatte, die Regierung 
werde, kraft eines Gesetzes von i 790, alle Reformbankette in 
Zukunft verbieten, so wollten die Männer der Bewegung 
innerhalb und außerhalb der Kammer gegen diese, wie sie 
glaubten, ungerechtfertigte Beschränkung des Vcreinigungs- 
rechts durch einen ernsten aber friedlichen Widerstandsact 
prokestiren. In einem Wahlbezirke von Paris wurde ein 
großes Reforinbankett ungeordnet, aber vom Polizeikom¬ 
missar des Stadtviertels auf hohem Befehl untersagt. 
Man beschloß, an dieses Verbot sich nickt zu kehren, und N2 
Deputirle uird 3 Pairs erklärten, sich zu deinsclben be¬ 
geben zu wollen (19. Februar). Diese Nachricht versetzte 
ganz Paris m Bewegung ' und unter allen Klassen des 
Volks, Handwerkern, Arbeitern, großen und kleinen Fabri¬ 
kanten und Geschäftsleuten entstand eine ungemeine Aufre- 
grurg und Unruhe, Gerüchte von anrückendcn Truppen lie¬ 
fen durch die Stadt, und Alles war darauf gespannt zu wis¬ 
sen, wie diese Kundgebung der Unzufriedenheit mit der Re¬ 
gierung ablaufen würde. Zehntausend Nationalgardisten 
hatten sich aus freien Stücken erboten, die Bankettgäste zu 
schützen, die Zöglinge der hohen Schulen wollten sich dem 
großen Zrrge der Gäste mitten durch die Stadt nach dem 
Bankettzelte in der Versailler Straße anschließen.
	        
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