Full text: Geschichte der neuesten Revolution

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Fabrikbesitzer und eine völlige Arbciterrepublik. Die noch 
am wenigsten forderten, verlangten: mehr Lohn, und we¬ 
niger Arbeit. Die schwache provisorische Regierung kam in 
die äußerste Verlegenheit und konnte diesen Sturm nur da¬ 
durch beschwichtigen, daß sie dem aufgewühlten Haufen den 
Popanz der „Organisation der Arbeit" d. h. Einrichtung, 
Vertheilung und Bezahlung der Arbeit durch den Staat vor¬ 
hielt und die Errichtung von Nationalwerkstätten für alle unbe¬ 
schäftigte Arbeiter zusagte. Inder That besoldete die provisori¬ 
sche Regierung 75,006 Arbeiter mit täglich 1V- Franken, spä¬ 
ter 120,000 Arbeiter mit 2 Franken täglich. Dafür arbei¬ 
teten sie Nichts oder Unnützes, z. B. Straßcnkoth von ei¬ 
nem Ort an den andern tragen, oder Erdarbeiten, die im 
Akkord 3000 Fr. gekostet hätten, vom Staat aber mit 
30,000 Fr. bezahlt werden mußten. Es war schmählich 
und ärgerlich zu sehen, wie diese Menschen unter den leicht¬ 
sinnigsten Ausschweifungen, Spiel und Tanz das Gut der 
steuerzahlenden Bürger verzehrten und wie sie noch in Wuth 
geriethen und die greulichsten Drohungen ausstießen, als 
man sie, um die Ungeheuern Kosten zu sparen, späterhin 
in das Heer einreihen oder zu Kanal - und Eisenbahnbauten 
verwenden wollte. 
So brachte die Revolution und die Republik Frank¬ 
reich nicht das ersehnte Glück, sondern vielmehr Unglück 
und Verwirrung. Die Parteien der Kommunisten und 
Sozialisten erhoben immer drohender ihr Haupt und ließen 
alle Tage einen neuen Umschwung der Dinge befürchten. 
Die maßlose Sprache der schlechten Presse regte alle gemei¬ 
nen Leidenschaften auf, versetzte die Menschen in eine fieber¬ 
hafte Aufregung, säete Zwietracht unter die verschiedenen 
Schichten der menschlichen Gesellschaft, untergrub Alles, 
was sonst dem Menschen theuer und heilig ist, und bahnte 
eine große sittliche Verwilderung des Volks und besonders 
der Jugend an. Der französische Staat glich lange Zeit 
einem Schiff, das ohne Steuer und Kompaß auf einem 
stürmischen Meer dahinfährt! 
4. Die pariser Iuniaufstände (23.-26. Zuni 1848). Heneral 
Gavaignac Diktator. 
Doch mußten erst noch andere erschütternde Ereignisse 
eintreten, um den Franzosen die Augen zu öffnen, welchem 
Abgrunde sie cntgegengingen. Alles in Frankreich hoffte 
nämlich auf die konstituirende aller verfassunggebende Na¬
	        
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