V
Es ist noch ein Geringes, was es aufhält; der Abfall
schmückt sich noch mit dem Namen des Liberalismus; aber
immer mehr offenbart er sich in seinem wahren Wesen,
und immer sichtbarer wiederholen sich alle die Erscheinungen,
welche der Revolution von 1848 vorangingen und sie be¬
gleiteten. Und der Feind ist nun kühn genug geworden,
den Umsturz aller göttlichen Ordnungen, die Herrschaft von
unten, die Verherrlichung des Menschen, als des Urquells
aller Macht auf Erden, mit Verachtung der Majestät des
allerhöchsten Gottes, des Schöpfers und Herrn Himmels
und der Erde, frei und laut zu verkündigen. Im Rausche
des ersten Revolutionssturmes geschieht Manches, was die
wiederkehrende Besinnung nicht ferner zu behaupten wagt,
aber in unfern Tagen ist mit kühlem Blute, mit vollem
Selbstbewußtscin wider alles göttliche und menschliche Recht
thatsächlich dem Volke das Recht beigelcgt worden, nach
unbeschränkter menschlicher Willkühr über sich selbst zu be¬
stimmen, und in Folge von solchen, unter einer despotischen
Schreckensherrschaft abgehaltenen Volksabstimmung sind die
von Gott verordnetcn rechtmäßigen Fürsten und Obrigkeiten
verjagt worden. Und wie der König zu Assyrien spricht
(Jes. 9, 13.): „Ich habe die Länder anders getheilt und
ihr Einkommen geraubt, und wie ein Mächtiger die Ein¬
wohner zu Boden geworfen, und meine Hand hat gefunden
die Völker, wie ein Vogelnest, daß ich habe alle Lande zu¬
sammengerafft, wie man Eier aufrafft, die verlassen sind,
da niemand eine Feder reget, oder den Schnabel
aufsperret und zischet;" so hat auch der mächtige
Repräsentant und Verfechter dieses antichristischcn Princips
schon angefangen, die Länder anders zu theilen, und zu¬
sammen zu raffen, wie man Eier aufrafft, die verlassen
sind, und es hat niemand eine Feder geregt, oder den
Schnabel aufgcsperret und gczischet. Es ist ja so leicht
begreiflich, daß diese antichristische Erhebung des Men¬
schen über alles göttliche Recht und Ordnung nicht allein
die Rache dessen, der ha spricht: „Ich will meine Ehre