Full text: Geschichte der Arbeit und Kultur

156 
darum auch wohlfeiler ist, und endlich das lästige und zeitraubende 
Federschneiden entbehrlich macht. Den ungeheueren Verbrauch dieser 
Stahlfedern für die ganze civilisirte Welt mit ihren vielen Hundert¬ 
tausenden Schulen befriedigt noch allein England mit seinen Fabriken 
in Birmingham, wo jährlich viele Tausend Pfd. Eisen zu Stahl¬ 
federn verarbeitet werden. 
So allgemein jetzt die Kunst des Schreibens unter den Menschen 
ist, so wenig war sie es in den älteren Zeiten ; nur wenige erleuchtete 
und bevorzugte Personen hatten mühsam sich die seltene Kunst an¬ 
geeignet ; diese Seltenheit des Schreibens hat bis in die letzten Jahr¬ 
hunderte gedauert. Damals wurden wenig Briefe geschrieben; und 
die meisten Menschen, welche Nachrichten in die Ferne zu schicken 
hatten, wandten sich zu diesem Zwecke an Menschen, welche das 
Briefschreiben als ein Gewerbe trieben. Der Inhalt eines Briefes 
darf aber nicht den Augen Aller bloß gestellt werden, in deren Hände 
er geräth, darum werden Briefe versiegelt. So wie man nun ein 
Material zum Versiegeln der Briefe lange gebraucht hat, so hat man 
noch früher ein solches zu der Anfertigung von Siegeln verwandt, 
womit man die Echtheit wichtiger Schriften nachwies. Zu solchen 
Siegeln bediente man sich in ältesten Zeiten der Siegelerde, eines 
röthlichen fetten Thones, welcher davon seinen Namen führt; wie 
die egyptischen Priester solche Siegel an die Hörner der zum Opfer 
bestimmten Ochsen, und viel später die griechischen Kaiser sie noch 
unter ihre schriftlichen Ausfertigungen setzten. Die Römer bedienten 
sich des Wachses zum Siegeln, welches später verschieden gefärbt 
wurde. Danach kam man darauf, mit Kitt oder dickem Mehlkleister 
zu siegeln, und obgleich man unsere Oblaten schon früh kannte, so 
hielt man es doch für eine Entweihung, sie zum Siegeln zu verwen¬ 
den, weil sie zum heiligen Gebrauch bestimmt waren. In Sach¬ 
sen-Weimar wurde der Gebrauch der Oblaten zum Siegeln noch 
im Jahre 1716 obrigkeitlich verboten; aber im Jahre 1742 wurde 
diese Art des Siegelns in demselben Lande den Behörden vor¬ 
geschrieben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.