Full text: Geschichte der Arbeit und Kultur

216 
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts fing man auch an, 
deutsche Grammatik in den Schulen zu lehren, was vorher nie ge¬ 
schehen war; von den ersten Klassen der Gymnasien ist die deutsche 
Grammatik oder wenigstens die Uebung im richtigen deutschen Aus¬ 
druck bis zur Dorfschule hinabgestiegen. Als Schriftsteller, welche sich 
als Verfasser deutscher Grammatiken und Wörterbücher einen Namen 
gemacht haben, sind besonders zu nennen Gottsched, Adelung, Her¬ 
ling, Heinsius, Heyse, Campe, Grimm, Schmitthenner, Becker u. A. 
Die neuere Zeit hat es sich besonders zur Aufgabe gemacht, nach 
Anleitung der Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm in Berlin die 
neuhochdeutsche Sprache aus der altdeutschen (wie sie im Nibelungen¬ 
liede zu finden ist) und aus der mittelhochdeutschen (worin die Minne-' 
sänger sangen), zu erklären und zu berichtigen. 
V. Spiel, Luxus, Bequemlichkeit, gemeinnützige Vereine 
und Anstalten. 
49. Spiele. 
Spiel und Arbeit sind beide Thätigkeiten des Menschen, aber 
die Arbeit fordert im Gegensatz zum Spiel Ernst und fortwährende 
Anstrengung zur gradwegigen Erreichung eines ernsten und nützlichen 
Zweckes. Da nun der Mensch eine fortwährende Anstrengung von 
Natur scheut, und da der ernste Zweck der Arbeit gewissermaßen seine 
Freiheit beeinträchtigt, so würde er, ohne die Forderung der dringend¬ 
sten Lebensbedürfnisse, seine Thätigkeit weniger auf die Arbeit als 
auf das Spiel verwenden. Aber die große Zahl seiner dringendsten 
Lebensbedürfnisse h*t ihn früh zur Arbeit gezwungen und ihm wenig 
Zeit für das Spiel übrig gelassen. Im Paradiese war die Zeit des 
Spieles; aber nachdem der Spruch gefallen war: „Im Schweiße dei¬ 
nes Angesichtes sollst du dein Brod essen!" ging die Arbeit an, und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.