Zweiter Zeitraum.
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Heftigkeit. Der Pseudo - Smerdis suchte durch die
Erlassung aller Tribute auf drei Jahre die besiegten Völker
für sich zu gewinnen; allein er siel, nach einer Regierung
von acht Monaten, als Opfer von sieben verschwornen
Persern, die sich keinem Meder unterwerfen wollten. —
Für die innere Gestaltung des Staates konnte unter der
stürmischen Regierung des Kambyses so wenig, als unter
dem Cyrus geschehen, obgleich außer den schon bestehenden
und eroberten Residenzen zu Ecbatana und Babylon,
wahrscheinlich schon damals an der Stadt Susa, und an
der großen Todtenwohnung der persischen Könige, an
Persepolis, gebaut ward.
96.
D a r i u s.
Dar ins, der Sohn des Hystaspis aus dem edelsten
persischen Stamme, bestieg, nach der Ermordung des Pseudo-
Smerdis, durch eiil Orakel den persischen Thron. Er suchte
seiir Recht darauf durch Vermahlung mit zweien Töchtern
des Cyrus zu sichern, und behauptete ihn langer als drei¬
ßig Jahre. Obgleich auch er von dem Hange zu neuen
Eroberungen nicht frei blieb; so sorgte er doch zugleich für
die bessere innere Gestaltung des großen Reichs, und Da-
rius ist in dieser Hinsicht der ausgezeichnetste aller persi¬
schen Könige. Hatte Cyrus seine Laufbahn mit einem Zuge
gegen die mittelasiatischen Nomadenvölker, und Kambyses
die seinige mit dem Plane, gegen Aethiopien zu ziehen, ge¬
endigt; so richtete Darius seinen Blick hauptsächlich auf
Europa. Dadurch aber wurden die Blicke der Griechen
auf Asien hingeleitet und die ununterbrochenen Kriege zwi¬
schen den Persern und Griechen eröffnet, welche endlich den
Sturz des persischen Reiches nach sich zogen. Griechen, die
unter den politischen Kämpfen in den griechischen Freistaaten
durch den Ostracismus vertrieben wurden, wandten sich
seit dieser Zeit an den persischen Hof, wo sie, erbittert über
die Art, wie man sie verkannt hatte, die Asiaten gegen ihr
Vaterland bewaffneten.