Full text: Geschichte der Arbeit und Kultur

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die Landwirthschaft nicht bloß eine Litteratur, sondern es entstanden 
vielerorts landwirtschaftliche Schulen, wo junge Männer aus den 
geistigen Standpunkt gestellt wurden, daß ste den landwirthschaft- 
lichen Beruf nun wirklich rationell treiben konnten. 
Als nun im Laufe dieses Jahrhunderts die Chemie wunderbar- 
schnelle Fortschritte machte, wandte sie sich auch auf den landwirth- 
schastlichen Betrieb und hat manche Verbesserungen in der Landwirth¬ 
schaft zu Stande gebracht; besonders hat der jetzt in München le¬ 
bende Professor Liebig sich in diesem Zweige der Chemie Verdienste 
erworben. 
Auch von England sind manche Verbesserungen in der Land¬ 
wirthschaft in der letzten Zeit nach Deutschland gekommen, als die 
Anwendung des amerikanischen Vogeldüngers, Guano genannt, des 
Knochenmehls u. s. w.; wie auch neue und verbesserte landwirth- 
schastliche Geräthe, als der ganz eiserne Pflug, der Pflug mit vielen 
Seggen, wodurch die Grasnarbe des Bodens zerrissen wird u. s. w. 
Anfangs hat sich der kleine Landmann gegen Ausnahme mancher Ver¬ 
besserungen in der Landwirthschaft gesträubt; aber durch den Erfolg 
überzeugt ist er in der letzten Zeit immer mehr zu ihrer Aufnahme 
geneigt geworden und steht gegenwärtig auf dem Punkt, selbst zur 
rationellen Betreibung der Landwirthschaft überzugehen. 
2. Reinigung und fernere Verarbeitung des Getreides. 
Die Körner des Getreides aus den Aehren zu gewinnen hat 
man zuerst durch Austreten von Menschen, dann von Thieren er¬ 
reicht; denn in der Bibel lesen wir: „Du sollst dem Ochsen, der da 
drischet nicht das Maul verbinden!" und es giebt gegenwärtig noch 
Gegenden, wo man das Getreide ausreitet. Das Ausreiten des Ge¬ 
treides geschah im Alterthume im Freien auf der Tenne, welche ein 
sestgestampfter Boden war, eingefriedigt und oft noch gegen Regen 
überbaut und bedacht; das Stroh blieb um die Tenue im Felde lie¬ 
gen; ein Beweis dafür, daß man auf Dunggewinnung und Dün¬
	        
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