Full text: Geschichte der Arbeit und Kultur

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fahren. Schneller ging darauf das Spinnen und weniger Mühe er¬ 
forderte es auf dem von dem Steinhauer Jürgens in Wolfenbüttel 
ums Jahr 1530 erfundenen Spinnrad, welches sich bis in unsere 
Tage für das Handspinnen als eine sehr zweckmäßige Maschine be¬ 
wiesen hat; besonders zweckmäßig für das Spinnen des Flachses, 
weniger für das der Wolle. 
Den schönsten und für das Gewebe brauchbarsten Wollenfaden 
gab erst die Spinnmaschine, welche ein armer Barbier, Richard 
Arkwright in England ums Jahr 1770 erfand. Die Zweckmäßigkeit 
dieser Maschine ist am besten dadurch bewiesen, daß der Erfinder, 
welcher sich durch die Erfindung schon fast an den Bettelstab gebracht 
hatte, durch ihre Ausführung ein Vermögen von 5 Millionen Thalern 
erwarb. Diese Spinnmaschine zieht viele Fäden zugleich aus und 
setzt viele Spindeln in Bewegung, welche dieselben drehen und auf¬ 
wickeln. 
13- Verarbeitung des Flachses. 
Obgleich es wahrscheinlich ist, daß die für die Verarbeitung 
schon fertige Wolle eher gesponnen und verwebt wurde, als der erst 
umständlicher und mühsamer zu gewinnende Flachs, so läßt sich dieses 
doch keinesweges bestimmt Nachweisen, und wenigstens hat man 
auch schon im grauen Alterthum den Anfang mit der Verarbeitung 
des Flachses zu Gewebe gemacht. Moses kannte schon Gewebe aus 
Flachs und Hanf; die Griechen nennen Arachne, Tochter eines Pur¬ 
purfärbers zu Colophon, als die erste Flachsspinnerin. In Egypten 
hatte die Fabrikation der Leinwand schon einen bedeutenden Grad 
der Vollkommenheit erreicht, so daß sie zur Kleidung für die vor¬ 
nehmsten Personen des Reiches verwandt wurde; und selbst noch zu 
Christi Zeiten wurden Purpur und feine Leinwand als die köstlichsten 
Kleider genannt. 
Die alten Deutschen verarbeiteten den Flachs eher zu Geweben, 
als die Schafwolle, und Tacitus fand ums Jahr 100 nach Ehr. G.
	        
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