Full text: Bilder aus der Mecklenburgischen Geschichte

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übte seinen Einfluß auch auf ihn. Von inniger Liebe zu seinem Heimat- 
lande erfüllt, mit klarem Urteil und eindringendem Verstände begabt, be¬ 
gann er, sobald er den Thron bestiegen, das regste Interesse für das Wohl 
seines Volkes in allen seinen Ständen und Berufsarten zu bethätigen. 
Treue Ratgeber standen ihm zur Seite, aber die leitende Seele war doch 
immer Friedrich Franz, der von allen Vorlagen, Anträgen und Gesuchen 
selbst Kenntnis nahm und sich in allem die Entscheidung vorbehielt. Unter 
seinem milden und einsichtsvollen Regiment blühte das Land sichtlich auf, 
und trotz des kostspieligeren Hoflebens war und blieb doch der Stand der 
Finanzen so gut, daß Friedrich Franz nicht nur (gleich im Anfange seiner 
Regierung) die einst unter Karl Leopold von Preußen in Pfandbesitz ge- 
nommenen Ämter wieder einlösen, sondern auch im Jahre 1803 die am 
schwedischen Hofe herrschende Geldnot benutzen konnte, um die Abtretung 
Wismars von Schweden zu erkaufen. Im Vertrage zu Malmö ward die 
Herrschaft Wismar (Die Stadt mit ihrem Gebiete und den Amtern Poel 
und Neukloster) gegen Zahlung der Summe von 1875000 Thalern zu un- 
beschränktem Pfand besitz an Mecklenburg überlassen, freilich mit der Ein¬ 
schränkung, daß es Schweden erlaubt sein solle, das abgetretene Gebiet nach 
100 oder 200 Jahren gegen Rückzahlung der Leihsumme und dreipro- 
gentiger Zinseszinsen wieder einzulösen. So war die einst zur Schmach 
Deutschlands verloren gegangene Stadt endlich dem Mutterlande wieder- 
gewonnen. Denn es ist nicht zu befürchten, daß Schweden von seinem 
Recht der Wiedereinlösung Gebrauch machen wird, da die durch Zinseszins 
ungeheuer angewachsene Summe den Wert der Herrschaft weit übersteigt. 
Überdies würde das deutsche Reich die Abtretung, wenn sie wirklich von 
Schweden begehrt werden sollte, jedenfalls zn verhindern wiffen. 
2. Die Franzosenzeit (1806—1812). 
Das Jahr 1803 hat uns bereits nahe an die schwere Zeit der Prü- 
fung herangeführt, die Mecklenburg und fein Fürstenhaus gleich den übrigen 
deutschen Ländern durchmachen sollte, die sogenannte „Franzosenzeit". 
Während Mecklenburg in tiefem Frieden lebte, war fchon längst im 
Westen Europas das entfetzlichste Unwetter losgebrochen, das französische 
Königtum war gestürzt und aus dem Schrecken der Revolution die Macht- 
ftellung des Usurpators Napoleon erwachsen, das linke Rheinufer war ver- 
loren gegangen, nun ward auch Österreich gedemütigt (1805), und das 
deutfche Reich, fchon längst nur noch ein Schatten feiner selbst, löste sich 
vollends auf (1806). Friedrich Franz, ein Mann von echt deutscher Ge¬ 
sinnung, empfand tiefen Schmerz über die Schmach, mit welcher sich Deutsch¬ 
land bedeckte, doch unmittelbar ward bis zum Jahre 1806 Mecklenburg 
von den Wirkungen der Kriegsstürme noch fast garnicht berührt. Ja, das 
Jahr 1806 brachte, eben infolge der Auflösung des deutschen Reiches, dem 
Lande sogar einen, freilich nur scheinbaren, Machtzuwachs: die volle, un- 
eingeschränkte Souveränität. Wie zweifelhaft der Wert dieser Errungen- 
schaft war, wie wenig ein so kleines Land bedeutet, wenn es auf sich selbst 
gestellt ist, sollte sich nur allzu bald zeigen. 
Auch Preußen, das sich ein Jahrzehnt jeder Teilnahme an den fast 
ununterbrochenen Kriegen enthalten hatte, fah sich gezwungen, einen Waffen-
	        
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