Full text: Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile

sie so der Unbequemlichkeit des weiten Weges zur nächsten Faktorei 
enthebend. Und mit den Waren, die sie von den Faktoreien für den 
Gummi erhalten, vergrößern und betreiben sie ihr Geschäft weiter. In 
den Händen der Haussa ruht fast ausschließlich das so unendlich wichtige 
Heruntertreiben von Rindern aus den hochgelegenen Staaten der vieh¬ 
züchtenden Fulbe zu den vieharmen Gebieten, und die meisten Pferde, 
die man im mittleren und südwestlichen Teil von Kamerun sieht, sind 
mit den Haussa heruntergekommen. Auch das von den Negern teils 
gezüchtete, teils sehr begehrte Kleinvieh handeln sie eifrig. Bezeich¬ 
nend für den Haussa ist es, wie er versteht, alle diese Handelszweige, 
mit Gummi, mit Vieh, mit europäischen Waren, zu vereinigen, keine 
Strecke leer oder umsonst zu gehen und auch den Marsch noch nutz¬ 
bringend zu gestalten. Ein beliebter Handel und Weg ist folgender: 
In Bamum kauft der Haussa Ziegen, das Stück durchschnittlich für 
6 Mark; hat er eine Herde von annähernd dreißig zusammen, so treibt 
er sie langsam nacli Südosten. Mit zwei Leuten kann er das leicht be¬ 
werkstelligen, denn die Tiere bekommen unterwegs einen bastgeflochtenen 
Maulkorb um, der sie am fortwährenden Fressen hindert; so laufen sie 
sehr gut. Die Leute und Weiber tragen außerdem einige Waren, mit 
denen in den Dörfern Verpflegung gekauft wird; die Tiere finden reich¬ 
lich Futter bei jeder Rast in der Savanne. Nach dreißig bis vierzig 
Tagen langt er in Dengdeng an, denn er marschiert doppelt so lange wie 
die übliche Trägermarschzeit, und dort verkauft er jede Ziege für 25 
bis 3o Mark. Auch wenn man den etwaigen Verlust durch Fallen von 
Tieren und die Kosten für geworbene Träger und Verpflegung hoch 
rechnet, bleibt ihm doch von jedem Tier ein Reingewinn von mindestens 
io Mark. Mit einem Teil dieses Geldes kauft er in den Faktoreien in 
Dengdeng Waren, und zwar die beim Neger hochwertigsten: Salz und 
Stoffe. Seine Leute und sich selbst bepackt er so schwer wie nur irgend 
möglich, und dann geht es langsam nach Bamum zurück, diesmal nicht 
auf der großen Straße, sondern auf weiten und schlechten Umwegen, 
durch abgelegene Dörfer, wo für Stoffe und Salz der Gummi getauscht 
wird, den jede Faktorei in Bamum ihm mit Vergnügen abnimmt. Dann 
wird er den Handelsweg von neuem beginnen, wenn nicht gerade ein 
anderes, noch lohnenderes Geschäft sich bietet. 
Jeder Haussa muß alljährlich bei der nächsten Regierungs- oder 
Militärstation einen Wandergewerbeschein für 25 Mark lösen; an den 
großen Summen, die durch diese Steuer eingehen, und die nur auf den 
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