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Hohenheim, Schloß, 11/2 Stunden von Stuttgart, mit der
von König Wilhelm gegründeten, von In- und Ausländern viel¬
besuchten land- und fvrstwirthschaftlichen Academie auf dem c. 1000
Morgen großen Meiereigut.
Hohenheim, schon ums Jahr 1100 eine Besitzung der Herren von
Hohenheim, mit dem Beinamen „Bombast" — von denen der berühmte
Naturforscher und Arzt Theophrastus Paracelsus Bombastus ab¬
stammt — kam um die Mitte des vorigen Jahrhunderts an Württemberg.
Herzog Carl ließ >768 die alten Gebäude daselbst abbrechen und ein gro߬
artiges Schloß mit Gartenanlagen und einem Park anlegen, welche ihres
Gleichen nicht fanden. Nach dem ursprünglichen Plane sollte zwar nur
eine landwirthschaftliche Anstalt errichtet werden; bald aber wurde aus einem
einfachen Garten ein englischer Park mit den großartigsten Pflanzungen
und Anlagen und mit Denkmälern aus allen Zeiten. Fand man doch neben
römischen Ruinen gothische Thürme und Kapellen; neben ägyptischen Py¬
ramiden Schweizerhauser und Einsiedeleien; neben Bädern im Geschmack
des Kaisers Augustus auch steiermärkische Blockhäuser rc. Auch an Kata¬
komben, künstlichen Wasserfällen, an Häusern im französischen, englischen
und italienischen Geschmack fehlte es nicht, und der sogenannte Winter¬
garten bot selbst in der rauhesten Jahreszeit den reizenden Anblick einer
Frühlingslandschast dar. Unter den vielen Gebäuden, von denen wir nur
das Rathhaus mit einer Statue der Themis (Göttin der Gerechtigkeit),
wo Herzog Carl mit seinen Rathen zu arbeiten pflegte; den Sibyllen¬
tempel mit seinen finstern Grotten und korinthischen Säulen auf einer
Anhöhe von Tuffsteinen, den Floratempel mit seinen Arabesken (Verzie¬
rungen, größtentheils aus Pflanzen, Zweigen, Blättern, Blumen rc. zu¬
sammengesetzt) und seinen Silberwänden, den Tempel der Cybele' mit seinem
äußerst geschmackvollen Concertsaal, den Zirkelbau als Ruine eines alt-
römischen Amphitheaters u. s. w. anführen, war das Schloß das gro߬
artigste und schönste. — Von seiner Kuppel aus hat man den herrlichsten
Ueberblick über einen großen Theil der Alb, und im Gold der Abendsonne
ruhen friedlich im Süden Achalm und Neuffen mit ihren Burgruinen,
Hohenstauffeu und Rechberg im Osten. Das Innere des Schlosses war
geziert mit herrlichen Gemälden, Vasen, Tapeten und Möbeln und auf
dem freien Platz vor dem Schlosse stand eine großartige Orangerie. Hier
verlebte Herzog Carl die glücklichste Zeit seines Lebens und hier starb er
auch im Jahr >793.
Carl Eugen.
1728-1793.
Herzog Carl Eugen, 1728 zu Brüssel geboren, war daselbst mit
seinen beiden Brüdern: Ludwig Eugen und Friedrich Eugen bis in sein
neuntes Jahr unter den Augen seiner Großmutter erzogen worden und
' Gemahlin des Saturn, Großmutter der Götter: das Symbol der be¬
fruchtenden und ernährenden Erde.