Full text: Handbuch der Vaterlandskunde

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„Ich lasse mich nicht fangen, ich sterb' in dieser Noth!" 
„Wohl vor dem Kloster bangen darf mir, nicht vor dem Tod!" 
Mit strafender Geberdc sprach aber: „das sei fern!" 
Und stieg dabei vom Pferde der treue Mann Tyffern. 
„Es darf ein Fürstenleben nicht so sich bieten feil; 
„Mein Roß will ich Euch geben, darauf entweicht in Eil'!" 
»2br zögert, es zu nehmen? was weint Ihr über mir?" 
„Soll mich an Treu beschämen dort Euer todtes Thier?" 
Das Thier hat Euch getragen, bis daß es niederfiel: 
Von mir soll Keiner sagen: er wich von ihm am Ziel!" 
Zugleich mit raschem Schwünge seht er aufs Pferd den Herrn, 
Das mit behendem Schwünge rennt in des Waldes Kern. 
Auf alle Vorsicht denkt er: das tobte Roß sogleich, 
Die Spur zu tilgen, senkt er abseits in einen Teich. 
Er selbst verbirgt im Moore, in Schilf und Büschen sich, 
Und harrt im feuchten Rohre, bis daß der Tag verblich. 
An ihm vorüber flogen die Knecht', es späht ihr Blick, 
An ihm vorüber zogen sie Abends leer zurück. 
Da tritt er aus dem Schilfe und danket auf den Knie'n, 
Daß Gott der treuen Hülfe Gedeihen hat verliehn; 
Daß er ihn lasset ernten die Früchte seiner That; 
Drauf suchet er durch Kärnthen ins Bayerland den Pfad. 
Er kommt auf langen Reisen nach Landshut vor das Schloß, 
Dort wiehert ihm entgegen im Hof sein treues Roß. 
Erlöst von allem Darme schaut aus des Ohmes' Haus 
Und recket seine Arme der Christoph nach ihm aus. 
Wie wenig man kaiserlicherseits im Stande war, eine Spur 
der Flüchtigen zu entdecken, ergibt sich aus einem Briefe, den König 
Ferdinand an Dietrich Spät, den Rath seiner Mutter Sabine, sandte. 
Derselbe lautet: 
„Wir woll'n Dir in gnädigem Vertrauen anzeigen, daß der jung Herzog 
zu Wirtenberg an unsers Bruders Hof verloren, und auf diesen Tag zu Man¬ 
tua Niemand, wo er hingekommen sein soll, wissend ist, aber uns anheut durch 
einen Kaplan K. M. angezeigt, daß er gemelten Herzog ein wenig vor Salz¬ 
burg her auf der Straßen betreten und reuten sehen, der auch nur selbander 
gewesen, wohin er aber geritten, har er nit wissen mögen, so wir denn rathen, 
er möchte sich zu seinem Vetter Ludwig von Bayern, oder zu seinem Vater in 
Hessen gethan haben, und wir darunter allerlei böse Praktiken besorgen müssen." 
______ F. 
1 Herzog Ludwig von Bayern. 
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