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gräsern und deren Wurzeln, junger Saat und Getreide, als von Thieren.
Bei ihrem Fluge bilden die Kranichschaaren ein Dreieck, so zwar, daß
zwei gerade Reihen vorn in einem Winkel zusammenstoßen, wo einer der
starker» Kraniche den Anführer macht und von Zeit zu Zeit abgelöst
wird. Während des Zugs und mehr noch, wenn sie sich Abends irgendwo
niederlassen wollen, lassen sie ihre weittönende Stimme hören. Ihr Flug
ist leicht und schön und öfters so hoch, daß man nur ihr Geschrei vernimmt,
ohne Etwas von ihnen zu sehen: es hat dieser Umstand vielleicht Veran¬
lassung zu der Sage vom wilden Jäger gegeben.
Die Rohrdommel, 2y2 - 2% Fuß lang, von rostgelber Farbe, mit
vielen braunen und schwarzen Zickzackflecken, hält sich im dichten Schilf
der Sümpfe auf und nährt sich von Fischen, Fröschen, Mäusen und der¬
gleichen. Die Stimme dieses Vogels, ein eigentliches Brüllen, klingt
besonders in der Nacht fürchterlich aus den weiten Sümpfen. Verwundet
wehrt er sich mit Krallen und Schnabel wüthend und hackt namentlich
nach den Augen. Die Jungen klettern, wenn sie das Nest verlassen haben,
trotz ihrer Größe sehr geschickt an Schilfstengeln auf und ab.
In ungeheurer Menge trifft man in Oberschwaben die Möoe, welche
hier gewöhnlich „Alen bock" genannt wird. Es ist ein im Flug sehr ge¬
wandter Vogel mit schwarzem Kops, hellgrauem, unten weißem Gefieder
und sehr langen Flügeln, die über den Schwanz hinausragen. Die Möoe
legt ihre graulichen, dunkelgefleckten Eier mit röthlichem Dotter in die
Schilfbüsche. Obwohl sie auch Fische frißt, ist die Möoe doch vom Land¬
mann gerne gesehen, denn sie liest hinter dem Pfluge her alle Regen¬
würmer, Engerlinge und anderes Ungeziefer sorgfältig auf.
Der Schwan, das Sinnbild der Unschuld, ist ein majestätischer Vogel,
der mit vieler Grazie schwimmt, besonders wenn er die Deckfedern der
Flügel segelartig in die Höhe hebt. Der Schnabel ist schön roth, nach der
Stirne zu schwarz begrenzt, mit einem schwarzen Höcker an der Wurzel.
Der Hals ist sehr lang, das Gefieder, in der Jugend grau, wird später
rein weiß; die Füße sind schwarz. Auf dem Lande geht er sehr schwer¬
fällig und wackelnd, und entfernt sich daher nie weit vom Ufer der Teiche
und Seen. Er fliegt sehr hoch. Seine Nahrung besteht in vegetabilischen
Stoffen und Insekten; er fügt also der Fischerei keinerlei Schaden zu.
Zur Brutzeit beißt er nicht selten Enten und junge Gänse todt. — Rupft
man dem getödteten Schwan die starken Federn aus, so gibt die mit den
Flaumfedern dicht besetzte Halit ein köstliches, schneeweißes Pelzwerk. Der
Schwan kann 100 Jahr alt werden.
Die wilde Gans mit grauem Gefieder bewohnt die großen, schilf¬
reichen Gewässer des Nordens und wandert bei einbrechender Kälte süd¬
wärts. Dabei ziehen immer ganze Familien in einem mit der Spitze nach
vorn gekehrten Winkel. Sie fliegen schnell und machen gewöhnlich ein laules
Geschrei. Wasserpflanzen, Gras, junge Saat und Sämereien dienen ihnen
zur Nahrung. - Von der wilden Gans stammt unsere Hausgans ab.
Die Kropfgans oder der Pele kan, von der Größe eines Schwans,
Pleidcl, Württemberg. J