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jungen Kurprinzen. »Nun, lieber Derflinger, sprach der Kurfürst 
zu ihm, »was denkt Er denn so nach?« Derflinger wurde anfänglich 
stutzig, sprach aber bald ohne Hehl in seiner derben Gradheit: »In¬ 
dem ich mir so den Prinzen ansah, dachte ich in meinem Sinne: 
Dein Großvater hat mich gehudelt, dein Vater hat mich gehudelt, 
du wirst mich wohl ungehudelt lassen.« Der Kurfürst nahm die 
Aeußerung nicht übel auf itnb mußte herzlich lachen. 
Derflinger war rüstig bis iu3 höchste Alter und starb 1695 tu 
seinem neunzigsten Jahre. 
Ludwig Xi.V., Köllig von Frankreich.*) 
(1648 —1715.) 
Als Ludwig XIII. im Jahre 1643 starb, war sein Sohn und 
Nachfolger, Ludwig XIV., erst 5 Jahre alt. Es wurde daher 
eine Regentschaft nöthig. Diese übernahm die Königin-Wittwe, Anna 
von Oesterreich, eine Tochter Philipps II. von Spanien. In 
der That aber herrschte der staatskluge Kardinal Mazarin, der 
auch die Erziehung des jungen Königs leitete. Der Kardinal ver¬ 
fuhr gegen den Adel und die hohen Beamten mit großer Härte und 
Willkür, um dadurch alle Unterthanen zu fügsamen Werkzeugen des 
königlichen Willens zu machen. Anfangs setzten die Großen dem 
eigenmächtigen Minister nur geringen Widerstand entgegen, später 
aber, als derselbe einige der beliebtesten Parlamentsräthe verhaften 
ließ, kam der Unwille zu einem gewaltsamen Ausbruche. Vier 
Jahre wurde Frankreich von einem blutigen Biirgerkriege zerrissen. 
Der Adel unterlag, und Mazarin herrschte willkürlicher denn zuvor. 
Frankreich war jetzt ruhig, und Mazarin genoß ungestört den 
Besitz seiner Allgewalt. Wenn die Großen auch hinter seinem Rücken 
murrten, so oft er sie im Vorzimmer Stunden lang warten ließ 
oder sich in ihrer Gegenwart ankleidete, so wagte doch Niemand 
gegen ihn das Geringste zu unternehmen. Es wäre nun offenbar 
an dem Kardinal gewesen, dem Lande zu zeigen, daß er sich nur 
deshalb so hartnäckig an die Gewalt angeklammert hätte, um wahr¬ 
haft nützlich sein zu können; aber davon war er weit entfernt. Für 
die Bedürfnisse des Volkes, für Rechtspflege, Handel, Ackerbau und 
Finanzen geschah gar nichts. Er beschäftigte sich nur allein damit, 
wie er ein möglichst großes Vermögen aufhäufen könne. Dies ge¬ 
lang ihm zum Schaden des Landes nur zu gut; denn als er (1661) 
starb, hinterließ er 44 Millionen Franken, die natürlich das Volk 
hatte hergeben müssen. Die Ungerechtigkeit dieses Erwerbes kannte 
er selbst so gut, daß er seinen Erben den Besitz durch eine List 
sicherte. Er schenkte nämlich sein ganzes Vermögen dem König, 
dieser schenkte es ihm zurück, und nun erst, da Niemand mehr fragen 
*) Nach Sptch u. A.
	        
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