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zessin Sophie Dorothee von Hannover, deren Liebling er war,
während sein Bruder August Wilhelm vom Vater mehr geliebt
und vorgezogen wurde. Aber auch die Königin Mutter durfte ihre
wissenschaftliche Begünstigung nur insgeheim ausüben; denn der
König wollte hiervon gar nichts wissen. Als dieser eines Tages
den Prinzen bei seinem Studium überraschte, sagte er ihm harte
kränkende Worte, nahm ihm Mehreres weg, ließ es verbrennen und
die Bücher beim Buchhändler Haude in Berlin verkaufen.
Durch solche Härte entfernte der Vater, wie natürlich, seinen
Sohn immer mehr; es entstand eine förmliche gegenseitige Abnei¬
gung. Der Prinz wurde auf des österreichischen Gesandten Grafen
von Seckendorfs Eingebungen immer härter und strenger behan¬
delt; der Vater haßte endlich Friedrich so sehr, daß er sogar wünschte,
es möchte derselbe zu Gunsten seines jüngern Bruders dem Thron
entsagen. — Nun war auch die Zeit herangekommen, wo an eine
politische Vermählung gedacht werden mußte. Des Kronprinzen
Mutter wünschte ihren Sohn mit der Prinzessin Amalie, der Toch¬
ter des Königs Georg II. von England, vermählt zu sehen; allein
der König willigte nicht in diesen Plan. Unwillig über des Vaters
Druck, der von Tag zu Tag unerträglicher wurde, wollte Friedrich
zu seinem mütterlichen Oheim, dem Könige von England, flüchten.
Um dieses Geheimniß wußten nur des Kronprinzen Schwester, Frie¬
derike, sein Jugendfreund, der Lieutenant von Katt, der Page
von Keith und der Lieutenant von Spann. Der Plan sollte im
Lustlager, welches im Juli 1730 bei Mühlberg gehalten wurde,
und wohin Friedrich dem Könige gefolgt war, insgeheim ausge¬
führt werden; aber der Prinz wurde durch den sächsischen Minister
Hopm daran verhindert. Einen Monat später, im August, kam
der König mit dem Kronprinzen nach Wesel am Rheine, und hier
sollte nun aufs Neue versucht werden, Friedrichs Plan auszuführen.
Gewiß wäre der Prinz auch gliicklich nach England entkommen, wenn
sein Freund Katt nicht aus Unvorsichtigkeit von dem Plane gespro¬
chen hätte. Man ließ den Prinzen zwar entfliehen, holte ihn aber
unweit der Stadt Wesel am 11. August wieder ein, und führte ihn
als Gefangenen zurück. Keith entkam zu seinem Glücke nach Eng¬
land, aber der unglückliche Katt ward in Berlin festgenommen.
Der König war vor Wuth über seines Sohnes Vorhaben außer sich,
und hätte ihn gewiß im Kommandantenhause, wo derselbe vor ihm
erschien, mit eigner Hand erstochen, wenn es nicht der Kommandant
von Mosel verhindert hätte.
In Begleitung des Ministers von Seckendorf wurde nun Frie¬
drich nach Mittenwalde gebracht und vor eine Militairkommis-
sion gestellt, allein es war nichts von ihm herauszubringen, wodurch
der Haß seines Vaters noch hartnäckiger wurde. Hierauf wurde
der Prinz nach Küstrin gebracht, wo er anfänglich eine sehr harte
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