Lampe seine Befehle. Mit Sehnsucht erwartet er den Tag, mit heißem
Verlangen Nachricht von dem General Ziethen. Doch der hatte auch
nicht geruhet; den Schlachtplan verfolgend, war er noch in der Dunkel¬
heit gegen die Süptitzer Höhen vorgerückt, hatte sie erstürmt und
so die Schlachtreihe der Oesterreicher durchbrochen. Diese konnten nun
keine Schlacht mehr wagen; in aller Stille zogen sie sich zurück.
Der König hatte schon Boten ans Boten nach dem Ziethen'schen
Heerhaufen entsendet. Endlich graut der Morgen; Friedrich besteigt
das Pferd und reitet zum Dorfe hinaus. Da taucht ein Trupp
Reiter in weißen Mänteln aus dem grauen Nebel auf und kommt
ihm entgegen. Es ist Ziethen mit seinen Husaren. Er sprengt auf
den König zu: »Ew. Majestät! Der Feind ist geschlagen, er zieht
sich zurück!« In demselben Augenblicke stürzen Beide zugleich von
den Pferden; der König liegt in Ziethen's Armen. Der alte Feld¬
herr, seiner Gefühle nicht mehr mächtig, weint, wie ein Kind, laut
auf und kann kein Wort weiter Hervorbringen. Dann sprengt er
zu den Kriegern zurück und ruft: »Burschen! Unser König hat die
Schlacht gewonnen und der Feind ist völlig geschlagen. Es lebe
unser großer König!« Und Alle stimmten jubelnd ein: »Es lebe
unser großer König! Aber unser Vater Ziethen, unser Husarenkönig
auch!« — So kämpfte, so litt, so lebte der preußische Held und er
brachte einen siebenjährigen Krieg glücklich und ruhmvoll zu Ende.
Joseph II.*) [1765—1790].
Als Maria Theresia von Oesterreich im Jahre 1780 gestorben
war, ergriff Joseph mit kräftiger Hand die Zügel der Regierung.
Er war ein schöner Mann, gesund und voll Feuer, lebhaft und
mild zugleich. Sein Gang und seine Bewegungen waren rasch und
sicher; sein blaues Auge strahlte von Geist und von seiner hohen
Stirn alle die Seelengüte, die ihn bis zu seinem letzten Athemzuge
nicht verlassen hat.
Keiner seiner Diener war so fleißig als er. Im Sommer stand
er um 5 Uhr, im Winter nur wenig später von seinem Lager auf
und ging ohne Zögern an die Arbeit. Bis gegen 9 Uhr war er
thätig, dann frühstückte er wenige Minuten und arbeitete dann
wieder fleißig fort. Von Stunde zu Stunde begab er sich auf die
Galerie, hörte die Leute an, die ihn sprechen wollten, und nahm
ihnen eigenhändig ihre Gesuche ab. Jede Bittschrift wurde rasch
beantwortet, und binnen 8 Tagen hatte Jeder seinen Bescheid. —
Um Mittag, nur von einem einzigen Bedienten begleitet, ging, ritt
oder fuhr er spazieren, worauf er sich zu Tische setzte. Er genoß
die einfachsten Gerichte und trank nie Wein. Die Stunde nach
dem Tische widmete er der Musik und ging dann abermals an die
*) Nach Hosfmann.