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111. Abschnitt. Die Könige von Preußen.
mes Eile in die Rheingegenden und eroberte rasch Speier, Worms,
Frankfurt am Main und Mainz.
Das Jahr 1793 singen die Franzosen damit an, über ihren
König Ludwig das Todesurtheil auszusprechen und ihn am 21. Ja¬
nuar hinzurichten. Wohl konnte der unglückliche Monarch noch auf
dem Blutgerüste seinen Unterthanen zurufen: „Franzosen, ich sterbe
unschuldig!" denn er hatte nur das Gute gewollt. Seine Familie
siel größtentheils auch unter dem Henkersbeile. Diese Gräuel brach¬
ten fast ganz Europa in Zorn, und man ergriff allgemein die Waffen
gegen solche Unmenschen. Friedrich Wilhelm verstärkte sein Heer, und
der Herzog von Braunschweig eilte damit über den Rhein. Frank¬
furt a. M. wird genommen, und nach langer und heftiger Belagerung
die Feste Mainz erobert. Bei Pirmasens trifft die preußische Armee
auf die Franzosen, eine heftige Schlacht entbrennt, und der Feind wird
geschlagen. Abermals dringt er mit Heeresmasse vor. Muthig gehen die
Preußen ihm entgegen, und ein herrlicher Sieg bei Kaiserslautern,
im November 1793, wird ihnen zu Theil. Hätten die übrigen ver¬
bündeten Heere auch so siegreich gekämpft, wohl anders hatte der
Feldzug ausfallen mögen. Aber es war ein Unglück für die Preußen,
daß ihre Verbündeten mehr verderbten, als sie gut machen konnten.
Und so mußte der Herzog von Braunschweig als Sieger, um der an¬
dern Heere willen, sich in die Gegend von Mainz zurückziehen. Aus
Verdruß legte er den Oberbefehl nieder; ihn übernahm der Feldmar-
schall Möllendorf.
Dieser brach im Frühlings 1794 wieder auf. Abermals hatten
sich die Franzosen bei Kaiserslautern gestellt, und abermals wur¬
den sie besiegt. Möllendorf eilte den Flüchtigen nach und trieb sie
bis zur französischen Grenze, — da ertönt die Nachricht, daß die Oest-
reicher geschlagen und zurückgetrieben sind, und so muß er auch zurück¬
weichen. Mit blutendem Herzen tritt er den Rückzug an, der Feinde
Menge mit keckem Muthe hinter ihm her, ihn beunruhigend und
neckend. Am 20. September erscheint die französische Armee in vol¬
ler Schlachtordnung bei Kaiserslautern. Ohne Zagen nimmt
Möllendorf den ungleichen Kampf an, zum dritten Male soll hier ein
mörderisches Treffen entstehen, und zum dritten Male den Preußen
der Sieg werden. Die Feinde müssen in wilder Hast fliehen.
Wahrend die preußischen Krieger hier siegen, sind die Oestreicher
ganz zurückgedrangt, und den gierigen Franzosen ist das linke Rhein-
ufer in die Hände gefallen. Die preußischen Lander Mörs, Gel¬
dern und das überrheinische Cleve werden von ihnen überschwemmt,
die Festung Wesel und ganz Westphalen gerathen in Gefahr,^ — da
muß der König seine Krieger herbeirufen, um die eigenen Lander zu
schützen. Und nun war Friedrich Wilhelm des unrühmlichen Kampfes
müde. Er beschloß, für sich allein Frieden mit Frankreich abzuschließen,
und der kam schon am 5. April 1795 zu Basel zu Stande. Die
Franzosen räumten an der rechten Seite des Rheins die preußischen