105
Zweites Capitel.
Die Erben Heinrich des Löwen bis zur Gründung des Her¬
zogtums öronnschweig-Lünebnrg und zur Trennung der beiden
Herzogtümer Sraunschweig und Lüneburg in der Theilung
von 1267.
§. 15. Die Erben und nächsten Nachfolger Heinrich des Löwen.
Heinrich der Löwe hinterließ am 7. Angust 1195 bei seinem
Tode drei Söhne, Heinrich den Pfalzgrafen, Otto und den erst
1184 in England gebornen, noch minderjährigen Wilhelm. Diese
Brüder besaßen zuerst die vom Vater ererbten Lande gemeinschaft¬
lich zur gesammten Hand, bei welchem Verhältniß der Aeltcste sich
besonders der Negierung annahm. Hätte dies als etwas Bleibendes
bestehen kvnnnen, so wäre durch ein solches Zusammenhalten aller
Macht mancher Unfall abzuwenden gewesen. Allein selbst wenn
ein angebliches Testament Heinrich des Löwen, in dem er schon
eine Theilung bestimmt haben soll*), sich offenbar als falsch an¬
kündigt, so verwickelten doch die politischen Verhältnisse jener Tage
die Brüder bald in zu verschiedene Interessen, als daß es hätte
möglich sein können, sie selbst mit ihrer Erbschaft in stets inniger
Gemeinschaft 511 erhalten.
Der älteste, Pfalzgraf Heinrich, nannte sich noch beständig,
auch wohl weil er der am meisten Regierende war, Herzog von
Sachsen. Nach dem durch seine Heirath vermittelten Frieden mit
den Hohenstaufen war er seit 1194 in immer freundschaftlichere
*) Falcke, tradd. Corbej., pag. 775.