Full text: Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig

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hingegen Winzenburg, Wohldenberg, Woldenstein, Steinbrück, Lutter, 
Schladen, Liebenburg, Vienenburg, Alfeld, Bockenem, Lamspringe 
und Salzgitter erhielt. Obgleich Pabst und Kaiser diesen Verttag 
bestätigt hatten, so suchte doch der folgende Bischof Valentin beim 
Pabste um eine neue Untersuchung nach, und in dieser wurden 
1540 die eben Erwerbenden wieder zur vollständigen Restitution 
vernrtheilt. Nunmehr wandte sich der Bischof an das Neichskammer- 
gericht mit einem Exekntionsgesnch für das Urtheil. Aber die Sache 
zog sich hin bis 1628, wo abermals die Herzoge zur Herausgabe 
sogar mit allen genossenen Früchten vernrtheilt wurden. Nach dem 
Frieden §u Goslar 1642 erfolgte über diesen Punkt im folgenden 
Jahre 1643 ein förmlicher und besonderer Vergleich, und Hildesheim 
erhielt sein großes Stift zurück, jedoch mit Ausnahme der Aemter 
und Schlösser Coldingen, Westerhof nnb Lutter am Barenberge*). 
II. Reformation in den braunschweig-lüncburgischen 
Landen. 
Sleidani, de statu religionis et rei publicae Carolo V. Caes. Commentar. 
lib.XXVI. Neuere Ausgabe in deutscher Bearbeitung, Halle 1771 sqq., 4 Voll, 
v. Seckendorf, comment. de Lutheranismo et reformatione religionis. 
Deutsche Ausgabe 1714. 
L. Rancke, deutsche Geschichte zur Zeit der Reformation. 6 Voll. 
Wachsmuth, niedersächsische Geschichten. 1863. 
Alle Erscheinungen, welche mit dem verlaufenden 15. Jahr¬ 
hundert auf die Nvthweudigkeit einer Kirchenreformation hinwiesen, 
waren in den braunschweig-lüneburgischen Landen ganz dieselben, 
wie bei der übrigen katholischen Christenheit, vor allen aber war 
es: Verfall des christlichen Lehramts und der Kirchendisciplin. 
Die großen Kirchenfürsten, Erzbischöfe und Bischöfe, die als 
Oberhirten namentlich auch ihrem Stande mit gutem Beispiel 
hätten vorangehen sollen, fanden in ihrer doppelten Stellung als 
Kirchen- und weltliche Fürsten viel mehr Behagen an letzterer, und 
steckten tief in dem schlechten Getriebe der barbarischen weltlichen 
Politik des Mittelalters. Aehnlich war im Kleinen das Streben 
der Vorsteher von kleineren Klöstern und Stiftern viel mehr auf die 
Verwaltung und Vermehrung des weltlichen Eigenthums und Ver¬ 
mögens gerichtet, als auf die beschwerliche Seelsorge untergebener 
Gemeinden. Alles drängte zum guten Leben, und ans dem guten 
’) Hildeshcimischer Rctraditionsreceß von 1643 in Daring, Beschreibung der 
laucnsteiuschen Sale, p. 123, sq.
	        
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