Full text: Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus

XII. Zeitraum. Vom westphälischen Frieden re. 
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In den Jahren 1677 und 1678 
wurde der Krieg in den spanischen 
Niederlanden mit geringem Erfolge 
fortgesetzt. Gleichzeitig knüpfte man 
Friedensunterhandlungen zu Nim¬ 
wegen an. Ludwig XIV. war fo 
politisch, mit jedem seiner Gegner 
besonders Frieden zu schließen, wo¬ 
durch die Allianz gegen ihn immer 
mehr abnahm und die Zurückbleiben¬ 
den sich immer härtere Bedingungen 
gefallen lassen mußten. Holland ver¬ 
lor nichts, Spanien 14 feste Plätze 
und die Franche Comte. Der Kur¬ 
fürst von Brandenburg mußte im 
Frieden zu Germain (1679) den 
Schweden den größten Theil seiner 
Eroberungen zurückgeben. 
4. Der Raubkrieg Ludwigs XIV. 
in der Pfalz 1688—1697. 
Ludwig brach den Waffenstillstand 
und begann einen neuen Krieg in 
der Pfalz. Durch fchreckiche Ver¬ 
heerungen und die übermülhigsten 
Forderungen verwüsteten die Fran¬ 
zosen das Land. Speier, Worms 
und andere Orte sanken in Asche; 
selbst die Flucht wurde den ausge¬ 
plünderten und gemißhandelten Ein¬ 
wohnern nur auf französisches Ge¬ 
biet gestattet. In dieser Zeit der 
harten Drangsal für die Pfalz hatte 
Wilhelni von Orauien den englischen 
König Jakob II. vertrieben und statt 
feiner den Thron bestiegen. 
Jakob fand bei Ludwig XI V. Schutz. 
England und Holland verbanden sich 
nun mit dem Kaiser gegen Ludwig. 
fürst glaubte nun, er könne Pom¬ 
mern jetzt ganz sicher sein nennen; 
aber es sollte ihm genommen wer¬ 
den, und nicht von seinen Feinden, 
sondern von seinen Freunden; denn 
während des Kampfes mit den Schwe¬ 
den hatte der deutsche Kaiser und 
das Reich mit Ludwig XIV. Frie¬ 
den geschlossen und in demselben 
seines Verbündeten, des Kurfürsten 
I Friedrich Wilhelm, mit keinem Worte 
gedacht. So stand er nun ganz 
allein gegen das mächtige Frankreich 
da. 1688 stirbt Friedrich Wil- 
, Helm, der große Kurfürst, in Bran- 
' denburg und ihm folgt sein Sohn 
j ^riebvicb III. 1688 —1701. und als 
j König in Preußen Friedrich I. 1701 
—1713. Durch den großen Kur¬ 
fürsten war Brandenburg so im An- 
sebeu gestiegen, daß Freunde gern 
bei ihm Schutz suchten und Feinde 
es fürchteten. Es genoß wohl nrehr 
Ehre und Achtung, als manches Kö¬ 
nigreich damaliger Zeit. Dies war 
wohl auch Ursache, daß der Sohn 
des großen Kurfürsten, den Gedan¬ 
ken faßte, sein Land zum Königreich 
zu erheben. Was hätte auch dem 
eitlen, prachtliebenden Fürsten mehr 
schmeicheln können, als eine solche 
Erhebung. Um seinen Plan auszu¬ 
führen, versammelte er seine Räthe 
um sich. Diese bestärkten ihn in 
feinem Vorsatze. Um die Einwilli¬ 
gung des deutschen Kaisers zu er¬ 
langen, wurden Gesandte nach Wien 
geschickt. Man bat, man versprach; 
aber Alles vergebens. Mehrere 
Hoch auf der Schimmel setzet, Herr Froben sinkt in 'n Sand, 
Und Roß und Reiter netzen mit ihrem Blut das Land. 
Die Ritter alle schauen gar ernst und treu hinein. 
O Froben dort am Boden, wie glänzt dein 'Ruhmesschein! 
Der Kurfürst ruft nur leise: „Ha! war das so gemeint?" 
Und dann nach Feldherrnweise: „Nun vorwärts in den Feind!" 
Minding.
	        
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