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Vierter Zeitraum.
lien rief und zum König von Sicilien krönte (I. 1265). Karl
zog nun gegen Manfred zu Felde. Letzterer verlor eine blutige
Schlacht, die ihm selbst das Leben kostete.
Um diese Zeit war auch Konradin herangewachsen und
nianche tcutsche Fürsten hielten ihre Blicke auf ihn gerichtet,
machten sogar Versuche, ihn den beiden Namenkönigen gegen¬
über auf den teutschen Thron zu setzen. Daraus wurde nun
freilich nichts; aber in Konradin erwachte der große Geist seiner
Vater und, 15 Jahre alt, entschloß er sich zu einer Fahrt nach
Italien um Wieoereroberung des väterlichen Erbes. Bei ihm
war unter Anderen der junge eben so unglückliche, weil auch
um sein väterliches Erbtheil beraubte, Friedrich von Oestreich,
sein werthgeschätzter Freund. Die erfolgten Ereignisie in Ita¬
lien gehören der teutschen Geschichte nicht an, wohl aber der
Untergang des Stausischen Geschlechtes. Deshalb nur Weniges
darüber. So bedeutend auch die Parthei der Gibellinen in
Italien noch war, so wurde sie doch am Ende von den Welsen
überboten. Konradin war unglücklich. Nachdem er ein ganzes
Jahr gekämpft hatte, siel er nebst Herzog Friedrich in die Hände
seines Feindes Karl von Anjou, und beide mußten unter Hen¬
kers Hand ihr junges Leben verbluten (I. 1268 Oct.). So
schmähliches Ende nahm das berühmte Geschlecht der Hohen¬
staufen und Niemand unternahm es fortan, die schändliche
Mordthat zu rachen.. Die Hohenstausischen Güter aber kamen
in fremde Hände, wie z. B. das obere Schwaben in die des
Herzogs von Baiern; in dem andern Theile desselben hatten
sich bereits abgerissene Besitzungen gebildet, unter welchen die
des Markgrafen von Baden, der Häuser Wirtemberg und
Habsburg die bedeutendsten waren, und seitdem auch fürder an
Bedeutung zunahmen.
§. 47.
Sonstige Verhältnisse Teutschlands unter den Hohenstaufen.
Am Schlüsse dieses Zeitraums ist zum vollkommnen Ver¬
ständnisse des Geschichtslebens ein Rückblick auf diejenigen in¬
neren Verhältnisse des Reiches erforderlich, welche in den Zu¬
sammenhang der erzählten Thatsachen nicht ohne Störung zu¬
gleich mit ausgenommen werden konnten; denn noch manches
Andere ist im Verlaufe der Hohenstausifchen Zeit zu neuer Ge¬
staltung gekommen, wc.il vorwärts gebildet oder rückwärts.
Es ist für Teutschland eine Quelle großen Uebels gewesen,
daß mit dessen Urverfassung ein wesentlicher Keim der Auflö¬
sung mit begründet lag und sogleich zu schädlichem Wachsthuine