Full text: Geschichte des teutschen Volkes

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Fünfter Zeitraum. 
seyn wollte. Den Ausschlag gab vielleicht König Ottokar von 
Böhmen, der sich ungefügsam bewies und im Grunde selbst 
nach der Krone langte. Vollends gefährlich hätte dieser werden 
mögen, wenn er den Papst für sich betheiligte. Deshalb be¬ 
willigten die Gesandten nunmehr, wie Rudolf ihnen im Voraus 
geheißen, sämmtliche Bedingungen, die Gregor L0. zu stellen 
für gut fand. Diese betrafen aber neben bedeutenden Rechten 
und Gerechtsamen, wie sie unter den früheren Kaisern theils 
nur vorübergehend gegeben, theils in der Hauptsache wieder 
geschwächt waren, ganz neue Bewilligungen, namentlich in 
Beziehung auf die völlige Befreiung des Kirchenstaats und des 
sicilischen Reiches von den herkömmlichen Ansprüchen. Rudolfs 
Gesandte entsprachen den Wünschen des Papstes und bekräf¬ 
tigten ihre Versprechungen mit heiligen Eidschwüren. Sodann 
erfolgte die Anerkennung des Königs von Seiten Gregors. 
Dieser wußte nun auch Alfons von Kastilien, der noch lebte 
und sich fortwährend für den König von Deutschland, somit 
gegenwärtig seine Rechte als sehr verletzt anfah, zur Aufgebung 
seiner unsinnigen Forderungen zu bewegen. Alfons war freilich 
zu keiner Zeit ein gefährlicher Nebenbuhler, weil er in Teutsch- 
land kaum einen Freund, geschweige denn Anhang und Macht 
hatte; allein wie konnten sich die Sachen im Verhältnisse zu 
Ottokar von Böhmen nicht sonderbar gestalten? Zunächst wei¬ 
gerte sich dieser, den König als seinen Lehenshcrren zu erken¬ 
nen, wie auch die ungesetzlich erworbenen Reichs - Länder und 
Rechte zurückzugeben. Er bestritt die Rechtmäßigkeit der Wahl 
Rudolfs und berief sich dabei hauptsächlich auf die zwischen 
Böhmen und Baiern angeblich streitige Wahlstimme. Auf 
einem Reichstage zu Augsburg wurde über letztere entschieden, 
und als Ottokar auch dann noch in seiner Widersetzlichkeit fort¬ 
fuhr, wurde über ihn die Reichsacht ausgesprochen. Nebenher 
hatten auch viele andere Herren im teutschen Lande über Ru¬ 
dolfs Gesetz wegen Zurückgabe der in den letzten Zeiten dem 
Reiche entzogenen Güter und Rechte ernstliche Widerspräche 
erhoben. Rudolf aber suchte, che er durchgreifendere Maß- 
regeln anwendete, mit dem Papste über manche noch unerle¬ 
digte Punkte ganz aufs Reine zu kommen und begab sich 
deshalb nach Lausanne, wohin er von Gregor zu einer persön¬ 
lichen Zusammenkunft eingeladen war. Hier wiederholte er 
nochmals alle jene Zusagen und nahm auch, warum es dem 
Papste hauptsächlich zu thun war, mit den meisten aus seinem 
Gefolge das Kreuz behufs einer Heerfahrt nach Palästina. 
Allein bei seiner Rückkehr nach Teutkchland gab es für ihn so 
viel zu thun, daß er an den Kreuzzug nicht ferner denken, 
nicht einmal eine Fahrt nach Rom, zur Erlangung der Kaiser¬ 
krone, als ein nothwendigeres Geschäft ansehen konnte. In
	        
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