Object: Das Mittelalter (Bd. 2)

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Heinrich IV. Hermann von Salm, Gegenkönig. §. 20. 93 
sich gewänne. Daher eilte er noch im Winter 1077 unter grossen 
Gefahren durch Burgund (über den Mont Cenis) nach Italien und er¬ 
hielt nach 3 tägiger strenger Busse im Schlosse (der Markgräfin 
Mathilde von Toscana) zu Canossa von Gregor die Lossprechung vom 
Banne, doch unter der Bedingung, dass er den von ihm abgefallenen 
Fürsten nach dem Urtheile des Papstes Genugthuung leiste.^ 
Trotz der Lossprechung Heinrich’s vom Banne wählten die 
deutschen Fürsten (zu Forchheim) seinen Schwager, den Herzog 
Budolf von Schwaben, zum Könige, der auf die Investitur ver¬ 
zichten musste, und bestimmten zugleich, dass künftig der Sohn des 
Königs nur durch freie und förmliche Wahl, nicht aber durch Erb¬ 
schaft, König werden solle. Heinrich fand aber nicht nur unter den 
Lombarden, sondern auch in Deutschland mehr Anhang als er er¬ 
wartet hatte, namentlich (wie im Kampfe mit den Sachsen, s. S. 91) 
in dem Bürgerthum der alten Rhein- und Donaustädte. Nach zwei 
unentschiedenen Treffen (bei Meirichstadt und auf dem Eichsfelde) 
ward Rudolf in dem dritten (an der Elster) tödtlich verwundet (1080). 
Heinrich hatte Schwaben bereits an seinen Eidam Friedrich von 
Hohenstaufen verliehen und da er vom Papste abermals mit dem 
Banne belegt und aller Hoheitsrechte verlustig erklärt worden, seiner¬ 
seits durch eine Versammlung deutscher und italienischer Bischöfe 
(in Brixen) Gregor VII. absetzen und den Erzbischof von Ravenna 
zum Gegenpapste als Clemens III. wählen lassen. Nach Rudolfs Tode 
ging er nach Italien, nahm Rom nach siebenmonatlicher Belagerung 
ein und empfing von seinem (von den Römern anerkannten) Papste 
Clemens III. die Kaiserkrone (1084). Gregor war ganz auf die Engels¬ 
burg beschränkt, deren Einnahme durch das Herannahen des Herzogs 
Robert Guiscard von Apulien verhindert wurde. Vor dessen über¬ 
legenem Heere zog sich Heinrich nach der Lombardei zurück. Aber 
auch Gregor ging, da die Römer ihm die Plünderung uud theilweise 
Einäscherung ihrer Stadt durch die Normannen und Saracenen zur 
Last legten, mit dem heimkehrenden Robert nach Salerno, wo er 
(1085) starb. 
Während Heinrich’s Abwesenheit hatten die Sachsen und Schwa¬ 
ben einen neuen Gegenkönig gewählt, Hermann von Salm, Sohn 
des Grafen von Luxemburg, und der innere Krieg in Deutschland 
dauerte fort, bis Heinrich aus Italien zurückkehrte und die Sachsen 
durch Zusicherung der Erhaltung ihrer alten Rechte zur Unterwerfung 
bewog. Sein Gegenkönig konnte sich nicht behaupten und entfloh
	        
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