Römer.
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nen Sulla's, die er schlau in den Klüften der Apenninen versteckte.
Cicero's Consulat ging zu Ende unter Furcht und Schrecken, denn
ganz Rom kannte die drohende Gefahr, und doch konnte man die Ver¬
schwornen nicht belangen, man hatte keine Beweise. Aber Cicero be¬
hielt den Catilina immer im Auge. Am Schluffe seines Consulates
leitete er die Comitien zur Wahl neuer Consuln, Catilina fiel abermals
durch. Nun schob dieser seine Rache nicht langer auf: es wurde ver¬
abredet, in einer Nacht sollte Cicero in seinem Hause von zwei Rittern
ermordet, die Stadt an allen Ecken in Brand gesteckt, und eine sulla-
nische Schreckensregierung hervorgerufen werden.
Cicero erfuhr alles, besetzte sein Schlafgemach mit Wache, und
wartete, ob die Ritter auch kommen würden. Richtig, sie kamen, wur¬
den aber nicht vorgelassen. Nun beschloß Cicero, alles, was er von
der Verschwörung wußte, dem Senate vorzutragen, und studirte dazu
eine Rede ein. Als er aber in den Senat trat, saß Catilina selbst
noch im Senate. Seine einstudirte Rede konnte er nun nicht brau¬
chen , sondern aus dem Stegreife brach er m eine der donnerndsten
Reden aus, die. je aus eines Redners Munde geströmt sind. Er sagte
ihm sein Verbrechen auf den Kopf zu, und erklärte, als Cónsul könne
er ihn sofort hinrichten lassen, er wolle dies aber nicht thun, sondern
rathe ihm, die Stadt zu verlassen, ins Lager des.Manlius zu gehen,
und es öffentlich mit der Republik aufzunehmen. Anfangs stellte sich
Catilina, als wenn die Rede ihn nicht anginge, als aber mehrere Se¬
natoren mit ihm nicht mehr auf derselben Bank sitzen wollten, ging er
drohend hinaus, und verließ die Stadt.
Noch mehr Beweise geriethen zum Glück Cicero in die Hände.
Es waren gerade Gesandte der Allobroger, einer gallischen Völker¬
schaft, in Rom; an diese wendeten sich die Verschwornen in Rom, mit
der Bitte, ihr Volk möge dem Manlius doch Hülfstruppen senden,
und gaben den Gesandten sogar Briefe mit. Diese wurden aufge¬
fangen, die Verschwornen arretirt, und sie verstummten, als Cicero ihre
Briefe vorlegte. Da der Staat schleuniger Rettung bedurfte, so über¬
ging man in dem Processe die weitläufigen Formalitäten, und beschloß,
sie schnell im Kerker hinzurichten. Zwar sprachen einige im Senate
gegen dieses Verfahren, aber Cato und Cicero setzten es durch. Das
Volk umgab in dichten Massen die Curie, und als Cicero am Abend
nach Hause ging, begleiteten ihn die jubelnden Bürger, die Weiber
grüßten ihn von den Dächern und Fenstern her, und die ganze Stadt
war in einer freudigen Bewegung, jedes Haus festlich erleuchtet. Auf
Cato's Antrag erhielt Cicero vom Senate den Titel «Vater des
Vaterlandes.»
. Noch eine Arbeit war übrig, Catilina's Heer zu vernichten.
Weil dem Cónsul Antonius nicht zu trauen, und Cicero's Gegenwart
in der Stadt unentbehrlich war, so stellte man Antonius einen Lega¬
ten zur Seite, von welchem dieser sich so scharf beobachtet sah, daß er
ein Podogra vorschützte, und dem Legaten Petrejus das Commando
ganz^überließ. Die Rebellen fochten mit der Kraft der Verzweiflung,
die Schlacht kostete den Römern ihre besten Leute, Und sie errangen
nur nach langer Anstrengung den Sieg. Catilina siel mit den meinen
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