Die Deutschen. ' 39t
nach fünf langen und schweren Krankheiten, die er Erbarmungen
Gottes nannte.
Der h. Joseph von Kalasanz, 1556 in Arragonien geboren,
wurde lange von seinem Vater gehindert, in den Priesterstand zu tre¬
ten, und diente erst verschiedenen Bischöfen als Hülfsgeistlicher. Er
kam nach Rom, und während der Pestzeit diente er mit Camillus von
Lellis den Sterbenden, und begrub die Todten. Da die Pest nach¬
ließ, waren viele arme Kinder verwaiset, und füllten nun die Stra¬
ßen, ohne Erziehung, ohne Unterricht. Da stiftete 1597 der h. Joseph
von Kalasanz einen Orden zum unentgeltlichen Unterrichte armer Kin¬
der, dessen Mitglieder man Vater der frommen Schulen (Pa¬
tre« piarum scholarum) oder Piaristen nannte. Der fromme
Stifter starb 1648, 92 Jahr alt.
Ein ausgezeichnetes Licht der Kirche im sechszehnten Jahrhundert
war auch die h. Theresia, 1515 in Spanien geboren. Erst wurde
sie in etwa von der Eitelkeit der Welt angesteckt, aber die Lectüre der
h. Väter brachte sie auf den rechten Weg zurück, und sie trat in den
Carmeliterorden, dessen Verbesserung sie unternahm und glücklich aus-
sührte. Der ganzen christlichen Welt leuchtete sie durch ihre trefflichen
ascetischen Schriften; mit Priestern und Bischöfen, Staatsräthen und
Königen mußte sie Briefe wechseln über geistliche Dinge. Ganze
40 Jahre wurde sie von Krankheiten heimgesucht, aber sie pflegte nur
zu beten: «Herr, leiden oder sterben!» und ihre Beleidiger liebte sie
am meisten. Als die Quellen aller ihrer Gnaden betrachtete sie die
h. Sacramente und das innerliche Gebet. Sie starb 1582 in dem
Zeitpunkte, den Gregorius XIII. festgesetzt hatte, die 10 Tage zur
Verbesserung des Kalenders auszuwerfen.
Ein Zeitgenosse der h. Theresia und lange ihr geistlicher Führer
war der h.,Petrus von Alcäntara, 1499 an Portugals Gränze
in Spanien geboren. Mit 16 Jahren trat er in den Franciscaner-
orden, und als er dessen Provinzial geworden, stiftete er eine besondere
Congregation, Alcantariner genannt, die strengsten aller Francis-
caner, die weder Fleisch noch Wein genießen, und alle freie Zeit dem
Gebete widmen. Er starb 1562.
vn. Fortsetzung von den Deutschen.
§. 46.
Die ersten Kaiser nach Carl V.
Als Carl V. die Negierung niederlegte, folgte ihm in Deutsch¬
land und Ungarn sein Bruder Ferdinand I., und regierte 8 Jahre
löblich, das rühmten Katholiken und Protestanten von ihm. Die Krönung
zu Rom suchte er nicht nach, wie auch keiner seiner Nachfolger, weshalb
die fMenden Kaiser sich immer erwählter römischer Kaiser nannten.
Seitdem Luther todt war, begannen unter den Lutheranern die
heftigsten theologischen Streitigkeiten, die bis zur gegenseitigen Ver¬