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Bewegung. Die nach Amerika bestiunuteu Truppen erhoben die Fahne der
Empörung. Wenn dieser Erhebungsversuch auch mißglückte, so fand er doch
bald Nachahmung. Ferdinand mußte eine ihm vorgelegte Verfassung be¬
schwören.
Portugal blieb von diesen Bewegungen nicht unberührt, noch weniger
Italien. Da erkannten die europäischen Fürsten die Pflicht, das in Italien
ausgebrochene Feuer zu dämpfen und dessen weiteres Umsichgreifen zu ver¬
hüten. Auf dem Monarchen-Congreß zu Laibach (1821) wurde Oesterreich,
das durch seine italienischen Provinzen am meisten gefährdet war, die Unter-
drückung der Revolution übertragen.
In diese Zeit fällt auch der große Befreiungskampf der Griechen
gegen die türkische Herrschaft; er begann in: März 1821 nnb wurde von dem
Fürsten Alexander Ppsilanti geleitet („Alexander Upsilanti aus
Munkacs", von W. Müller). Anfangs waren die Türken durch einen an¬
dern gleichzeitigen Kampf gehemmt, wendeten aber hernach ihre ganze Kraft
gegen die Griechen. Die abscheulichsten Grausamkeiten wurden von ihnen
verübt; doch vermochten sie gegen die kühnen Freiheitshelden, welche ihren
hellenischen Vorfahren Ehre machten, nichts auszurichten, bis ihnen der Pascha
von Aegypten Beistand leistete. Da sicherte England den Griechen Hilfe
zu, und Rußland ging (1827) zu London einen Vertrag zu Gunsten Grie¬
chenlands ein, dem dann auch Frankreich beitrat. Die beiden feindlichen
Flotten geriethen an einander, und in wenigeil Stunden war die türkische
Flotte vernichtet. Das geschah in der Seeschlacht bei Navarino am
20. Oktober 1827. Griechenland wurde frei. In der Londoner Conferenz
(1832) vereinigten sich die Schutzmächte zur Erhebung des Prinzen Otto
von Bayern zum Könige von Griechenland, der im Jahre 1833 sein
Land in Besitz nahm.
In Frankreich war Karl X. 1824 seinem Bruder Ludwig XVIII. auf
dem Throne gefolgt. Er wurde mit großen Hoffnungen empfangen; aber die
Gunst des Volkes schlug in das Gegentheil um, als Karl dem katholischen
Clerus viel Gewalt einräumte, die Censur wieder einführte, die National¬
garde auflöste re. Vom 27. bis 29. Juli 1830 fand in Paris ein blutiger
Straßenkampf statt, in welchem die Truppen Karl's unterlagen. Damit war
das Schicksal der Bourbonen entschieden. Ludwig Philipp, Herzog von
Orleans und ältester Sohn des ans der ersten Revolution berüchtigten Ega-
lité, wurde von der Depntirtenkammer zum König von Frankreich erwählt
und von den Mächten anerkannt. Die französische Revolution wirkte erschüt¬
ternd ans andere Staaten Europa's; so auf die Niederlande. Belgien
trennte sich von Holland und wurde als ein unabhängiger und selbstständiger
Staat anerkannt, zu dessen König man den Prinzen Leopold von Sachsen-
Coburg erwählte.
Die französische Julirevolution gab in Polen ein böses Beispiel. Dies
Land hatte unter russischem Scepter einen eigenen Reichstag und Senat,
sowie eine eigene Nationalbewaffnung, und der Wohlstand des Landes
war größer, als unter der früheren Selbstregierung. Allein der niedere Adel,
seiner ehemaligen Selbstständigkeit eingedenk, nährte den Haß gegen die rus¬
sische Herrschaft und hoffte nach der glücklich ausgeführten Revolution in Paris
und Brüssel, daß unter Frankreichs Beistand Polen wieder zu seiner Unab¬