Full text: Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte

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sie schon in den vorhergehenden Tagen die Hinrichtung der Märtyrer hatte 
ansehen müssen. Man wollte die beiden Gefangenen nöthigen, bei den 
Götzenbildern zu schwören, und rechnete ans die Jugend des Einen und ans 
das Geschlecht der Andern. Beide weigerten sich, zu gehorchen. Das wü- 
thende Volk wollte, daß man an ihnen alle Arten von Qualen erschöpfe. 
Pontieus, so hieß der Jüngling, starb freudig. Nun kam die Reihe 
an Blandina. Sie wurde gepeitscht, von den Thieren zerrissen und auf den 
heißen Stuhl gesetzt, hieraus in ein Netz gewickelt und einem wilden Stier 
vorgeworsen, der sie ganz zerdrückt in die Luft warf. Zuletzt erwürgte man 
sie. Die Heiden selber staunten über so viel Muth; sie bekannten, daß unter 
ihnen niemals ein Weib gewesen, das eine so seltsame und lange Reihe von 
Martern erlitten hätte. 
So groß waren die Qualen, welche unter dem Tyrann Marens Aurelius 
über diese Gemeinden des Herrn hereinbrachen. Die wenigen Uebriggeblie- 
benen sammelte der ehrwürdige Bischof Jrenäus von Lyon, ein Schüler 
des Polykarpus, unter seinen Hirtenstab. 
Nach Marcus Aurelius war gegen 80 Jahre lang das Schicksal der 
Christen schwankend; sie wurden von einigen Kaisern geduldet oder selbst be¬ 
günstigt, von andern verfolgt. Am heftigsten war die Verfolgung unter 
Septimns Severus (um 200). Nach ihm hatten die Christen längere 
Zeit Ruhe; weil aber in der Kirche Unlauterkeit in der Gesinnung und im 
Wandel bei Geistlichen und Laien einriß, so schickte der Herr ein neues Län- 
ternngsfeuer unter den Kaisern De eins und Valerian um das Jahr 250. 
7. Cyprian, Bischof von Karthago (p 258). Er war der Sohn eines 
vornehmen Heiden zu Karthago. *) Nach der Sitte seiner Zeit wurde er ein 
Lehrer der Redekunst in seiner Vaterstadt. Aber er sollte ein Werkzeug in 
der Hand des Herrn werden, das reichen Segen schaffte. Der fromme Pres¬ 
byter Cäcilius bekehrte und taufte ihn. Cyprian bezeugte bald dnrch 
Werke barmherziger Bruderliebe die Innigkeit und Tiefe seines Glaubens. 
Seine Güter verkaufte er, und der Erlös gehörte den Armen seiner Gemeinde. 
Durch das Gelübde der Keuschheit weihete er sein Leben völlig dem Dienste 
des Herrn. Die Christen liebten ihn innig, wählten ihn zum Presbyter und 
bald darauf zum Bischof. Nur gezwungen nahm er dies hohe Amt an, ver¬ 
waltete es aber mit großer Treue bis an feinen Tod. 
Seit einer langen Reihe von Jahren hatte die christliche Kirche äußere 
Ruhe gehabt. Sie hatte sich in dieser Zeit weit ausgebreitet, so daß die Ge¬ 
meinde in Karthago allein an 20,000 Christen zählte; aber es war vielfach 
fleischliche Sicherheit und Weltsinn eingerissen, wovon selbst Bischöfe nicht 
ganz frei waren. 
Wie ein Feuer der Läuterung brach daher plötzlich eine neue Verfolgung 
unter Kaiser De eins im Jahre 250 herein, so gewaltig und ausgedehnt, wie 
keine vorher oder nachher. Cyprian selbst erkannte darin ein Strafgericht 
Gottes. Der heidnische Pöbel verlangte, daß der Bischof den Löwen vorge¬ 
worfen werden solle. Cyprian hielt es für gut, sich für jetzt seinen Feinden 
noch nicht preiszugeben, und fand Gelegenheit, zu entfliehen. In herzlichen 
)) Karthago lag auf der Nordküste von Afrika in der Gegend des hcntigen 
Tunis.
	        
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