Full text: Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte

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stillte Konrad die Unzlffriedenheit der Großen und sprach überall mit Kraft zu 
Recht und Frieden, auch ordnete er den sogenannten Gottesfrieden an. 
Das Faustrecht nahm nämlich in hohem Grade überhand; auf allen Höhen 
und Felsen erhoben sich Burgen, und die Burgherren vernichteten die Saaten 
des Landmanns in ihren Fehden. Da trat in Burgund ein Bischof auf und 
sagte, daß vom Himmel ein Brief niedergefallen fei, der geböte, daß der 
Friede auf Erden wieder erneuert werde. Die übrigen Bischöfe stimmten ihm 
bei, und so ward mit der Zeit der Gottesfriede ausgestellt. Derselbe bestimmte, 
daß von Mittwoch Abend bis Montag Morgen alle Waffen ruhen und keine 
Fehde geführt werden solle. Wer dawider handelte, verfiel in den Bann der 
Kirche. Wenn dieser Friede auch nicht immer gehalten wurde, so war er in 
jenen Zeiten doch sehr wohlthätig. 
Ein besonderes Verdienst erwarb sich Konrad dadurch, daß er das König¬ 
reich B ur g u nd an das deutsche Reich brachte. Dies geschah auf folgende Weise. 
Kaiser Heinrich II. hatte mit Rudolf, dem Könige von Burgund, einen 
Vertrag abgeschlossen, welcher bestimmte, daß Burgund nach Rudolf's Tode 
an Deutschland fallen sollte. Nach einigen Streitigkeiten wurde auch Konrad 
und das Reich zum Erben jenes Landes eingesetzt. Als Konrad nach Rudolf's 
Tode Burgund in Besitz nehmen wollte, gerieth er mit seinem Stiefsohne, 
Herzog Ernst von Schwaben, in Streit. Derselbe war der Sohn der 
schönen Kaiserin Gisela, Konrad's zweiter Gemahlin, und ein Neffe König 
Rudolf's. Er meinte, ein näheres Recht auf Burgund zu haben. Da Konrad 
dieses Recht nicht anerkennen wollte, so stiftete Herzog Ernst mit seinem 
Freunde, dem Grasen Werner von Kyburg, eine Empörung an. Die 
Schwaben wollten ihm aber gegen den König nicht folgen; Ernst mußte sich 
unterwerfen und ward auf die Veste Giebichenstein gebracht. Nach einigeu 
Jahren ließ ihn Konrad vor sich kommen und kündigte ihm seine Freiheit an; 
er wollte ihm sogar sein Herzogthum Schwaben zurückgeben, wenn Ernst 
seinen ehemaligen Verbündeten, den Grasen Werner von Kyburg, in die 
Hände des Kaisers liefere. Das wollte der Herzog nicht. Da traf ihn des 
Reiches Acht und der Kirche Bann. („Acht und Bann", aus: Herzog 
'Ernst von Schwaben, von L. Uhland.) Von einer Burg des Schwarz¬ 
waldes herab führte Ernst mit seinem Freunde Werner ein Räuberleben, bis 
Beide in einem Treffen gegen die Krieger des Kaisers nach tapferer Gegenwehr 
(1030) sielen. Nach dem Tode Rudolf's von Burgund nahm Konrad dieses 
Land in Besitz. Der Kaiser starb 1039 und wurde zu Speier begraben. 
Sein Nachfolger Heinrich III. (1039—1056) war ein Mann voll 
hohen Geistes und kräftigen Willens, dabei demüthig und fromm. Das 
Schwert wußte er kräftig zu handhaben; Ungarn und Böhmen mußte ihn als 
Dberherrn anerkennen, und auch die kirchlichen Zustände reinigte er schnell. 
Die Kirche war damals in der größten Verderbniß; drei Päpste herrschten auf 
einmal, und die Bischöfe wagten nicht 311 entscheiden, welches der rechtmäßige 
sei. Heinrich setzte alle drei ab und wählte einen deutschen Bischof zum Hirten 
der Kirche, der ihn bald darnach zum Kaiser krönte. Noch dreimal setzte er 
deutsche Bischöfe auf den päpstlichen Stuhl; auch bestimmte er, daß hinfort 
kein „Bischof der Römer" geweiht werden sollte, er habe denn zuvor die Be¬ 
stätigung (Investitur) des deutschen Königs erhalten. 
Bei einer Zusammenkunft mit Heinrich I. von Frankreich verlangte die¬
	        
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