Full text: Vaterländische Geschichte

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Luise Henriette von Oranien. Luise Henriette, die Tochter des 
Prinzen von Oranien, war die Gemahlin des 
Großen Kurfürsten. Sie hatte ein sehr 
frommes Gemüt und unterstützte ihren Ge^ 
mahl, wo sie nur konnte. Selbst auf den 
Kriegszügen begleitete sie ihn und schrieb 
einst: „Ich will lieber alle Unbequemlich¬ 
keiten der Welt haben und beim Kurfürsten 
sein, als alle Bequemlichkeiten und ihn nicht 
sehen." Oft beriet er mit ihr über das 
Wohl des Volkes. Durch ihre Fürbitte 
wurden die Strafen der Verbrecher häufig 
gemildert. Gern stand sie den Armen und 
Notleidenden bei; von ihr ist das Wai¬ 
senhaus zu Oranienburg gegründet. 
Luise Henriette war auch in der Dichtkunst 
bewandert; von ihr soll das Lied stammen: 
„Jesus meine Zuversicht." Leider starb sie 
schon früh. — Später hatte der Kurfürst, 
nachdem er eine zweite Gemahlin namens 
Dorothea genommen, großen Kummer in 
seinem Hause. 
Ende des Kurfürsten. Sein Denkmal. Er starb mit dem Be¬ 
kenntnis: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." — Friedrich Wilhelm 
gilt als der Begründer des Preußischen Staates, weil er aus den zer¬ 
streuten hohenzollernschen Besitzungen eine einheitliche Macht bildete. Mit 
Recht wird er der Große Kurfürst genannt. — König Friedrich I., sein 
Sohn und Nachfolger, ließ ihm auf der Kurfürstenbrücke zu Berlin ein 
Reiterstandbild ans Erz errichten, das von dem Bildhauer Schlüter aus¬ 
geführt ist. 
Luise Henriette von Oranien. 
49. Kulturzustiinde zur Zeit -es Großen Kurfürsten. 
Eigenschaften des Großen Kurfürsten. Der Große Kurfürst war 
ein srommer Regent uud hatte deu Wahlspruch: „Gott meine Stärke/' 
In schweren Zeiten flehte er Gott stets um Rat und Hilfe an. Auch bestand 
er darauf, daß seine Soldaten im Felde ihr Morgen- und Abendgebet hielten 
Seine Siege und Erfolge schrieb er Gott zu. 
Land- und Gartenbau. Der Große Kurfürst munterte die Land¬ 
bewohner aus, die wüst liegenden Äcker anzubauen. Um den Landbau zu 
heben, zog er Holländer und Friesländer in die Mark und brachte auf diese 
Weise den Ackerbau und die Viehzucht empor. — Damit auch bei den Land¬ 
häusern Gärten angelegt würden, verordnete der Kurfürst, daß kein Mann 
heiraten durfte, bevor er sechs Eichen gepflanzt und sechs Obstbänme ge¬ 
pfropft hätte. Auch der Anbau der Kartoffel wurde eingeführt. 
Handel, Verkehr und Gewerbe. Um den Handel zu heben, ließ 
der Kurfürst neue Straßen und Kanäle anlegen. Große Freude bereitet« 
es ihm, als der Müllroser- oder Friedrich-Wilhelms-Kanal voll¬ 
endet war und aus demselben die ersten Schiffe aus der Spree in die Obei 
fahren konnten. Auch einen regelmäßigen Post verkehr zwischen Berlir 
Cleve und Königsberg ließ er einrichten. Zum Schutz des Handels aber 
Krüger, Vaterl. Gescki, Simultan-AuSgabe F.
	        
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