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sprung kaum noch zu errathen war. Das Volk der
Bojer, aus welchem die ältesten uns bekannten Be¬
wohner von Bayern bestunden, ist von celtischer (gal¬
lischer) Abkunft gewesen. Es war ein Volk von ver-
hältnißmäßig höherer Bildung als seine deutschen
Nachbarn, denn es hatte sich bereits Städte erbaut,
wie namentlich Campodunum (Kempten), Regi-
num (Regensburg), Bojodurum (unweit Passau).
Ein solches Zusammenleben in Städten läßt auf ei¬
nen regelmäßigen Betrieb des Feldbaues schließen,
auch verstunden die Bojer, so wie die ihnen stamm¬
verwandten Taurisken, welche Kärnthen und Stey-
ermark bewohnten, den Bergbau und das Schmelzen
der Eisenerze. Wahrscheinlich ist diese gallische Bevöl¬
kerung schon vor der Einwandrung ihrer Landsleute aus
dem übervölkerten Gallien, welche gegen 600 Jahre
vor Christi Geburt unter Sigoves, einem Schwe¬
stersohn des Königes Ambigat, nach Bayern kamen,
im Lande ansäßig gewesen. Die Zahl und die Macht
des Volkes war groß. Darum zogen jetzt Heere der
kriegslustigen Bojer zum Kampf mit den Völkern in
Süden und Osten aus, nahmen in Italien (am Po)
neue Wohnsitze ein, stritten mehrmalen, im Bund
mit den Karthagern gegen das mächtige Rom, bis
sie nach dem zweyten punischen Kriege (191 v. Ehr.)
von den Römern besiegt und zu ihren Brüdern, den
Taurisken, in die Alpen zurückgedrängt wurden.
Fast ein Jahrhundert früher (um 280 v. Ehr.) hat¬
ten andere Hedre der Bojer an einem Zuge der rsieist
gallischen Auswandrer nach Osten Theil genommen,
welcher zur Eroberung von Galatia (in Kleinasien),
führte. Aber selbst nach solchen Kämpfen und Aus¬
wanderungen blieb die innere Macht der Bojer noch