Full text: Die Geschichte von Bayern für die deutschen Schulen

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mit fortreißen, sah das Land seiner Väter niemals wie¬ 
der. Etwas besser waren zwar die Bewohner der 
ummauerten Städte daran als die des offenen Lan¬ 
des , denn jene herumstreifenden Horden verstunden 
sich nicht auf das Erstürmen der Mauern; wenn aber 
die Einwohner der Städte und Burgen ihr Feld an¬ 
gebaut hatten und nun einzuärndten hofften, da ka¬ 
men, die fremden Freybeuter und raubten die Früchte 
der Felder. Das Vieh, das man am Morgen zum 
Thore hinausgelassen hatte auf die Weide, kehrte gar 
oft am Abend nicht mehr heim; die fremden Durch¬ 
zügler hatten es geschlachtet und verzehrt, oder fort¬ 
getrieben, und niemand konnte es verhindern, wenn 
sie selbst die Menschen, die ihnen in die Hände fielen, 
als Gefangene und Leibeigene mit fichchinwegnahmen. 
Damals bestund noch kein Verkehr der Botschaften 
von einer Ortschaft oder von einer Gegend zur an¬ 
dren; öfters war schon ein ganzes feindliches Heetz 
einem Orte nahe und zu seiner Zerstörung aufgestan¬ 
den, wenn die Bewohner noch gar keinen Gedanken 
an die Möglichkeit eines Ueberfallcs hatten. Nur ein 
solches Volk, das-mitten unter Bären und Wölfen 
fast keine Stunde seines Lebens sicher gewesen war, 
konnte in dergleichen Lagen muthig blechen und freu¬ 
dig. Das Glück der einzelnen Familien wie ganzer 
Gemeinschaften, glich einem Schifflein, welches auf 
dem - See von Sturm und Wellen umhergeworfen 
wird und alle Augenblicke dem Untcrge.hen nahe -ist; 
Aeder, der in solchem Fahrzeug fitzet, sehnt sich nach 
dem sichern Hafen, nach etwas Feststehendem, mitten 
in dem hin und her schwankenden Elemente. Dieses 
Feststehende, dasch der damaligen allgemeinen Un¬ 
sicherheit den Menschenseelen noch einen Anhalt und
	        
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