Mexico.
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so hält er sogleich Stand und schreitet zum Angriff. In dem nörd¬
lichen, in der Nahe des Äquators gelegenen Brasilien und Guayana
hingegen kann man tagelang in den Wäldern so sicher umherirren als
in Europa, obgleich man jeden Morgen und Abend das Geschrei des
Jaguars hört. Die Furcht vor denselben ist daher besonders in Gua¬
yana so gering, daß die Indianer auf ihren Wanderungen nicht die
geringste Vorsicht gegen ihn anwenden. Am meisten stellt der Ja¬
guar den Viehheerden nach und thut daher den Menschen vielen
Schaden, indem nicht allein Schafe, sondern auch Pferde, Rindvieh
und Maulesel von ihm verzehrt werden; doch Mordet er allein um des
Fleisches willen, immer nur ein Stück unter mehrern, und' ist daher
in solchen Gegenden am zahlreichsten, in welchen, wie z. B. in den
Pampas Südamerikas die Viehzucht einen Haupterwerb der Bewohner
ausmacht. In den Wäldern klettert ec gewöhnlich auf Baume, um
seinen Raub zu erlauern, und frißt vorzüglich Affen, Hirsche, wilde
Schweine. Er sucht aber auch sich leichter zu bezwingende Beute aus,
und frißt z. B. Ratten, größere Sumpfvögel, Schildkröten, Fische,
die er sehr geschickt aus dem Waffer zu ziehen weiß. Daß er aber
dabei mit dem Kaiman (Bd. II. S. 740) in Kampf gerathe, wird
sehr bezweifelt und die davon erzählten Geschichtchen sind Fabeln. Die
Menschen fallt er in der Regel nicht an, sondern scheuet sie vielmehr;
nur dann ist er ihnen gefährlich, wenn man ihm die Jungen raubt
oder ihn verwundet; oder auch, wenn der Hunger ihn quält, pflegt
er wohl Menschen anzufallen und eine Nacht hindurch in der Nähe
von Häusern zu lauern, bis jemand herauskommt. Hat er einmal
erst Menschenfleisch gekostet, so wird er muthiger für solche Angriffe.
Übrigens fehlt es dem Jaguar nicht an Stärke, Muth, Wildheit
und Unerschrockenheit, gleich dem Tiger der alten Welt. An Größe
kommt er einem Panther gleich, mit dem er auch sonst viele Ähn¬
lichkeit hat. Sein Fell ist kurzhaarig, dick und glanzend, von einer
zwischen Braun und Gelb spielenden Farbe, oben auf dem Rücken
mit einem dunkelfarbigen Streifen durchzogen, welcher, sowie das Thier
alt wird, sich zuletzt gänzlich in das Schwarze verliert; die Seiten
sind schön, mit unregelmäßigen, länglichen, in der Mitte offenen Fle¬
cken gezeichnet, die etwas ins Hellgelbe schillern; sein Bauchfell ist weiß,
niit schwarzen Streifen quer durchschnitten. Auch sein Gesicht und
Nacken ist stark schwarz gefleckt. Er kann nicht allein sehr gut klettern,
sondern schwimmt auch mit der größten Leichtigkeit durch breite Flüsse.
Das Fleisch ist von üblem Gerüche und wird nicht gegessen, aber sein
Fell sehr geschätzt und theuer bezahlt. Selten gelingt es, ihn zu zah¬
men. Das Weibchen wirft jährlich 2—3 Jungen und pflegt sie
mit großer Sorgfalt.
Da der Jaguar den Viehheerden so vielen Schaden thut und
sein Fell so schätzbar ist; so machen die Einwohner häufig Jagd auf