128 8 76. Die Vcrftiche zur Einigung Deutschlands.
Versammlung gewählt, und dieselbe vollendete nun im März 1849 die
deutsche Reichsverwssung. worauf der König von Preußen zum Kai¬
ser von Deutschland gewühlt wurde. Am 3. April lehnte dieser die
Wahl ab Nun entstand große Verwirrung in Deutschland, und der Rest
der National-Versammlung, von der Preußen seine Abgeordneten zurück
berief, verlegte sich nach Stuttgart, wo mau versuchte, eine republikanische
Reichsregierung unter Vorsitz des Tabakssabrikanten Franz Raveau; aus
Köln in Deutschland zu bilden. Bald aber wurde das Rumps-Parlament
mit seiner ReichSregierm.g aus einander getrieben. Deutschland war in tiefer
Währung; vielfach entstanden Unruhen, die meistens die Einführung der deut¬
schen Reichsverfassung zum Vorwände nahmen, eigentlich aber republikanische
Tendenzen hatten. In Baden, wo schon ein Jahr vorher unter Hecker eia
Versuch zur Republik gemacht wurde, ward dieselbe jetzt, nachdem der Gro߬
herzog hatte fliehen müssen, förmlich eingcführt, eben so in Rheinbaiern.
Preußen schickte jedoch im' Sommer 1849 eine Armee unter dem Oberbefehl
des Prinzen von Preußen dahin ab. welcher die Republikaner besiegte. Aber
auch in Preußen selbst entstanden Aufstünde: so in Elberfeld, Düsseldorf.
Iserlohn und anderen Orten, die aber leicht unterdrückt wurden. Der König
Friedrich Wilhelm IV. ließ aber jetzt doch den Gedanken an eine Einigung
Deutschlands nicht fahren, sie sollte indessen anders, als es die Frankfurter
National-Versammlung versucht hatte, nänilich auf dem Wege eines Bündnisses
der Regierungen begonnen werden. Preußen schloß ein solches deutsches
Bündniß zunächst mit den Könige» von Sachsen und Hannover ab. am
26. Mai 1849, und die drei Verbündeten ließen darauf alsbald eine Ver¬
fassung für den deutschen Bundesstaat folgen. Die norddeutschen
Staaten schlossen sich dieser preußisch-deutschen Union au, im Süden aber
nur Baden, das von Preußen noch abhängig war. Die anderen süddeutschen
Regierungen widersctztcn sich und versuchten sogar, ein Ge gen bündniß gegen
die preußische Union aufzustelleu. Dieselbe hatte keinen erwünschten Fortgang,
indem Sachsen und Hannover bald wieder absiclen. Dennoch aber kam ver¬
fassungsmäßig das deutsche Parlament in Erfurt im Februar 1850 zu¬
sammen, beschickt von Preußen und dessen noch gebliebenen kleineren Verbün¬
deten. Hier ward die von Preußen vorgeschlagcne deutsche Verfassung im Gan¬
zen angenommen, die Union aber in Uebereinstiminung mit einem in Berlin
abgehaltenen Fürsten-Congrcsse nur vorläusig, provisorisch constituirt, und da-
Provisorium zwei Mal verlängert, bis man sie endlich ganz fallen ließ, da die
Beziehungen derselben zu Süddeutschland und nanientlich zu Oe st reich sich
nicht günstig gestalten wollten. Oestreich hatte nämlich, — nachdem eine Bun-
dcs-Lentral-Eom Mission von ihm und Preußen gebildet worden war,
um das deursche Bundes-Eigenthum, nach Abdankung des deutschen Reichsver-
wescrS Erzherzog Johann, gemeinschaftlich zu verwalten,—mit den vier kleinen
deutschen Königen zu Bregenz ein Schutz- und Trutzbüudniß gegen Preußen
abgeschlossen, und mit ihnen den alten Bundestag zu Frankfurt am Main
wieder eröffnet. Derselbe versuchte seine Macht geltend zu machen als der
neue churhcssische Minister Hassenpflug die Verfasiung brach und die BuudeS-
hülfe gegen das hessische Volk in Anspruch nahm. Oestreicher und Baiern
rückten in Hessen ein. und die Preußen standen ihnen kampfgerüstet gegen¬
über. da Preußen mit seinen Verbündeten gegen die Wiedereinführung des
alten Bundestags protestsrte. Der Krieg drohte auszubrechen zwischen Preu¬
ßen und Oestreich gegen Ende des Jahres 18">0. Die Oestreicher standen au
Preußens Grenze mit großer HecreSmacht, und Friedrich Wilhelm IV rief sein
Volk unter die Waffen zum Kampf für Preußens Ehre und Deutschlands