Full text: Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte

§. 77. Kriege in Holstein, Ungarn und Italien. 12A 
Einheit. Da verständigten sich die beiderseitigen Ministerpräsidenten Manteuffel 
und Schwarzenberg bei einer Zusammenkunft in Olmütz, nachdem eine 
frühere Zusammenkunft in Warschau vor dem russischen Kaiser vergeben- ge¬ 
wesen war? Preußen hob die Union ganz auf, gab Hessen und Holstein, wo 
es die Volkspartei unterstützt hatte, preis, und man beschloß freie Conferenzerr 
in Dresden, die aber ohne Resultat blieben für die deutsche Einheit. So blieb 
denn nichts Anderes übrig, als zum alten deutschen Bundestage wie¬ 
der zurückzukehren, und derselbe tagt seit dem Mai 1851 in alter Weise 
wieder in der Eschenheimer Gasse zu Frankfurt am Main. Die Hoffnungen 
und Wünsche für eine wahrhaft nationale Einigung Deutschlands such mit ihren 
Symbolen, den edlen deutschen Farben, wieder zurückgedrängt, und die ganze 
Bewegung von 1848 erscheint in dieser, wie in mancher andern Hinsicht völlig 
resultatlos. Vielleicht macht eine andere, bessere Zeit die an sich edlen Hoff¬ 
nungen doch noch wahr! 
§. 77. Kriege in Holstein, Ungarn und Italien. 
In drei Ländern hat das Revolutionsjahr 1848 heftige und längere Kriege 
entzündet, nämlich in Holstein, in Ungarn und in Italien. 
Die Herzogthümer Schleswig und Holstein, davon letzteres zu 
Deutschland gehörte, hatten den König von Dänemark zu ihrem Herzog, aber 
sie hatten ihre eigene Verfassung und eigene Rechte, auch dies, daß sie ewig unge¬ 
lrennt zusammenbleiben sollten. Schon 1846 hatte nun König Christian VIII. 
von Dänemark in einem offenen Brief seine Absicht erklärt, das Herzog¬ 
thum Schleswig einfach zur dänischen Provinz zu machen, es von Holstein los¬ 
zureißen und die weibliche Erbfolge einzusühren. Die beiden Herzogthümer 
erhoben sich dagegen und fast ganz Deutschland nahm Partei für ihr gute-,, 
altes Recht, indem man befürchtete, daß Holstein für Deutschland verloren gehe,' 
wenn des Königs Pläne durchgingen. Christian VIII. starb indeß, und ihm 
folgte Friedrich VII., der keine Söhne hat, so daß also unter seinem Nach¬ 
folger die Herzogthümer Schleswig und Holstein von Dänemark getrennt wer¬ 
den müßten. Um so stärker erhob sich die dänische Partei, die Schleswig von 
Holstein losreißen und zur dänischen Provinz machen wollte. 1848 kam diese 
Partei durch eine Revolution an's Ministerium, und die beiden Herzogthümer 
mußten nun für ihre Selbstständigkeit zur Selbsthülfe greifen. In Kiel bilde¬ 
ten sie, indem sie sich von Dänemark losrissen, eine eigene provisorische 
Regierung. Preußen ward von der deutschen Bnndesbehörde damit beauf¬ 
tragt, diese im Krieg gegen die Dänen zu unterstützen und Deutschlands gute- 
Recht in Holstein zu wahren. Siegreich führte Preußen den Krieg, aber nicht 
sehr kräftig bis zu dem Waffenstillstände von Malmö am 26. August 1848. 
Da die inzwischen begonnenen Friedens-Verhandlungen erfolglos waren, so 
brach der Krieg im März 1849 wieder aus. und die Dänen wurden bis in 
die Spitze von Jütland zurückgetrieben. Obschon es keine deutsche Kriegsflotte 
gab, die jetzt zur Kriegführung gegen Dänemark so nöthig gewesen wäre, ge¬ 
lang es doch der deutschen Artillerie, bei Eckernsörde ein großes dänisches Kriegs¬ 
schiff gänzlich zu vernichten und eine Fregatte Gesion zu erobern. Im Juli 
1849 machte man wieder Waffenstillstand und ein Jahr später schloß Preußen 
Frieden mit Dänemark ab, ohne daß Deutschlands Ehre und Schleswig-Hol¬ 
steins gutes Recht gehörig gewahrt wurde. Die Herzogthümer setzten nun den 
Krieg mit Dänemark aus eigene Hand fort, wurden aber nun geschlagen, be¬ 
sonders bei Jdstädt und Friedericia. Nachdem Preußen und Oestreich am Ende 
des Jahres 1850 in Olmütz sich wieder verständigt hatten, gab man im Januar 
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