Full text: Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte

12 §. 3. Von den Phöniciern. 
Ernten, — mit einem Wort: den Ackerbau gelehrt. Der Mann war 
gestorben, und gleich nach seinem Tode hieß es: Seine Seele ist ge¬ 
wiß in sein Lteblingsthier, in einen Ochsen gefahren. Und richtig! 
man fand auch einen schwarzen Ochsen mit weißen Flecken, von dem 
man behauptete: „Gewiß, in dem wohnt die Seele des Osiris!" 
Sogleich wurde das unvernünftige Thier in einen prächtigen Tempel, 
an marmorne Krippen geführt, und wußte gar nicht, wie ihm geschah. 
Und die vornehmsten Leute dienten dem neuen Gotte. Starb derselbe, 
so trauerte ganz Aegyptenland. Aber die Trauer verwandelte sich 
in die ausgelassenste Freude, sobald wieder ein anderer Ochse, eben 
so gefärbt wie der vorige, gefunden war. Denn in dem, meinten 
sie, wohne jetzt Osiris Seele. 
Außer diesem Ochsen beteten sie noch mehrere andere Dinge als 
Götter an, die mitunter noch unverständiger waren, z. B. den Nil. 
Dieser Strom fließt nämlich von Süden nach Norden durch Aegypten, 
schwillt, wenn im Sommer auf seinen Quellgebirgen der Schnee 
schmilzt, so gewaltig an, daß er das ganze Thal überfluthet und 
feucht und fruchtbar macht, nährt dabei eine zahllose Masse wohl¬ 
schmeckender Fische und hat endlich dabei ein so liebliches Wasser, 
daß die Aegypter sonst wohl sagten: „Wir möchten nicht im Himmel 
sein, wenn es dort kein Nilwasser zu trinken gäbe!" — Wie mögen 
nun wohl die Aegypter erschrocken sein, als der wahrhaftige Gott 
durch Moses diesen ihren Götzen blutig und stinkend machte! Möchten 
es da doch Viele zu ihrem Heile erfahren haben, daß alle Götzen 
nichts seien! — Die Katzen waren den Aegyptern ebenfalls heilig, 
so heilig, daß sie in Feuersbrünsten eher diese retteten, als ihre Kin¬ 
der. Auch verehrten sie den Ibis, einen Sumpfvogel mit langen 
Beinen, der die giftigen Schlangen wegfraß, — das Ichneumon, 
ein wieselartiges Raubthier, das die Krokodileier aussäuft, — die 
nahrhafte Meerzwiebel, — und das Krokodil. Eins oder 
mehrere der letzteren Thiere thaten sie in ihre Tempel, pflegten es sorg¬ 
lich, — und meinten, nun würden die andern Krokodile im Nilstrom sie 
und ihre Kinder nicht fressen. — Die ägyptischen Könige hatten alle den 
Beinamen Pharao. In der Schrift wird von mehreren etwas erzählt. 
H. 3. Von den Phöniciern. 
Im Norden des heiligen Landes liegt ein hohes, einst mit Ce- 
dernbäumen dicht bewachsenes Gebirge, der Libanon genannt, und 
an dessen westlichen Abhängen, so wie in der von Natur unfruchtbaren, 
schmalen und sandigen Uferebene am mittelländischen Meere wohnten 
einst die Phönicier, Nachkommen Ham's. Von ihren spätem 
Hauptstädten heißen sie in der heiligen Schrift gewöhnlich Tyr er
	        
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