30 . 8- 15. Numa Pompilius.
Düs betrübte die kühnen Jünglinge. Sie sammelten die Hirten der
Umgegend, ihre Freunde, erzählten ihnen die ganze Geschichte,
gingen nach Alba, erschlugen den Amulius und setzten ihren Gro߬
vater wieder auf den Thron. Keiner war nun natürlich froher, als
Numitor, und in seiner großen Freude sprach er zu seinen Enkeln:
„Bittet Euch aus, was Ihr wollt; Ihr sollt es haben!" Romulus
und Remus begehrten nichts Großes, sondern sagten bloß: „Lieber
Großvater, sei uns behülflich, an der Stelle eine Stadt zu bauen,
wo der Hirt uns unter der Wölfin gefunden hat!" „Von Herzen
gerne!" antwortete der Alte, und war ihnen behülflich. Und nun
machten die Brüder bekannt: „Wer irgend Luft hat, hierher zu kommen,
wem es irgend in seiner Heimath nicht gefällt, der komme nur zu
uns. Wir nehmen ihn mit Freuden auf!" Sogleich strömte aus
allen Städten eine große Menge entlaufener Sclaven, verachteter
Spitzbuben, verabscheuter Zänker u. dgl. Gesindel mehr hinzu und
fing an zu bauen. Bald entstand auch Lehmhütte an Lehmhütte in
großer Zahl, — jede mit Stroh bedeckt. Das war der Anfang der
neuen Stadt. „Nach- wessen Namen soll nun aber die Stadt genannt
werden?" fragten die Brüder. Jeder verlangte: „Nach dem meinen."
Darüber stritten sie sich, und der Streit endete mit — Todtschlag.
Romulus schlug seinen Bruder tobt und nannte die Stadt nach seinem
Namen Rom. Dem Brudermörder ging's indeß am Ende, wie er's
verdiente. Er war zwar König der neuen Stadt, aber die Aeltesten
(lat. Lenatores) hatten auch ein Wort mitzureden. Und als Ro-
mulus ihnen einmal nicht recht zu Willen sein wollte, stachen sie ihn
todt und sagten aus Furcht vor dem Volke: „Die Götter haben ihn
abgeholt und zu einem Mitgotte gemacht." — Und fortan hieß der
Brudermörder Romulus ein Gott.
§. 15. Numa Pompilius.
Nicht fern von Nom wohnte ein vornehmer Mann, mit Namen
Numa Pompilius. Der fürchtete sich vor den Göttern und suchte
ernstlich die Sünde zu meiden. Die Vornehmsten von Nom fühlten,
daß sie einen solchen Mann nöthig hätten; gingen zu ihm und baten
ihn: „Sei du unser König!" Er wollte aber lange nicht, bis sie ihm
endlich sagten: „Nun, so thue es denn doch aus Mitleiden mit uns."
Da that er's. Und die Römer waren ihm auch gehorsam und rich¬
teten sich viele Jahrhunderte nach seinen Gesetzen und Lehren. Soll ich
euch nicht einige derselben nennen? Nun, so hört denn. „Die Göt¬
ter sind nicht bloß im Himmel, lehrte Nump, sondern auf Erden und
sehen und strafen das Böse, und sehen und lohnen das Gute. — Ehe du