Full text: Vom goldnen Überfluß

Still, Kind, still, wenn Herr Christian kommt, 
der lehrt dich zu schweigen! 
Sei fein still, bis dir selber frommt, 
ein Roß zu besteigen. 
Sei fein still, dann bringt der Vater bald dir Brot, 
wenn nach Rauch der Wind nicht schmeckt, und nicht der Himmel 
vot. 
vS 
Frieden. 
Von dem Turme im Dorfe klingt 
ein süßes Geläute; 
man sinnt, was es deute, 
daß die Glocke im Sturm nicht schwingt. 
Mich dünkt, so hört' ich als Kind; 
dann kamen die Jahre der Schande; 
nun trägt's in die Weite der Wind, 
daß Friede im Cande. 
Wo mein Vaterhaus fest einst stand, 
wãächst wuchernde Heide; 
ich pflück', eh ich scheide, 
einen Zweig mir mit zitternder Hand. 
Das ist von der Väter Gut 
mein einziges Erbe; 
nichts bleibt, wo mein Haupt sich ruht, 
bis einsam ich sterbe. 
Meine Kinder verwehte der Krieg; 
wer bringt sie mir wieder ? 
Beim Klange der Lieder 
feiern Fürsten und Herren den Sieg. 
Sie freuen sich beim Friedensschmaus, 
die müß'gen Soldaten fluchen — 
ich ziehe am Stabe hinaus, 
mein Vaterland suchen. 
vS 
Ricarda huch 
263
	        
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