Full text: Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte

80 §* 52. Die Pulververschwörung. 1650. 
Heinrich IV., wie sie ihn nannten, denn die folgenden Könige waren 
nicht wie er. — Dem Mörder ward ein schreckliches Ende zum 
Lohne. Die Henker mußten demselben erst vor Tausenden von 
Menschen mit glühenden Zangen Stückchen Fleisch aus seinem Leibe 
kneipen, dann kochendes Blei in die Wunden gießen, und ihn end¬ 
lich, bei lebendigem Leibe von vier schwachen Pferden langsam aus¬ 
einander reißen lassen. So strafte man damals zuweilen. Das 
war aber nicht Gerechtigkeit, sondern Grausamkeit. So hat Gott es 
nicht befohlen! 
§♦ 52. Die Pulververschwörung. 1650. 
Nach dem Tode der Königin Elisabeth von England, unter 
welcher die Protestanten Frieden und gute Ruhe gehabt hatten, 
wählten die Engländer den nächsten Anverwandten derselben, den 
König Jakob von Schottland, zu ihrem Nachfolger. Der war 
nun zwar katholisch, aber seine protestantischen Unterthanen brauch¬ 
ten sich doch nicht sehr vor ihm zu fürchten: denn theils war er 
in seinem Herzen den Protestanten gar nicht abgeneigt, und sehr 
rolerant (d. h. duldsam); theils hatten schon damals die englischen 
Könige nicht eine so ausgedehnte Macht über das Volk, wie in 
den andern Staaten der Fall ist. Aber es gab noch manche Katho¬ 
liken im Lande, welche das verdroß, weil sie gerne gesehen hätten, 
daß die Reformation ausgerottet würde. Und die Jesuiten mehrten 
fleißig jenen Verdruß, und lehrten unter der Hand: „Unser König 
Jakob ist im Herzen ein Erzketzer, und wer ihn umbringt, verdient 
einen Gotteslohn!" — Und siehe da! Was geschah?! Es war 
ein Tag festgesetzt, an dem wollte der König und seine Parlaments- 
räthe in dem gewöhnlichen großen Hause zusammenkommen, um 
gemeinschaftlich zu überlegen, was im Lande eingerichtet werden 
sollte. Zehn Tage vor jenem festgesetzten erhielt aber einer der 
Parlamentsräthe einen Brief des Inhaltes: „Lieber, gehe an dem 
bestimmten Tage nicht in's Parlament. Ihr Herren werdet da einen 
gewaltigen Schlag bekommen, und keiner wird merken, wie er ent¬ 
standen. Nochmals bitte ich Dich: bleibe fort. Ich meine es gut 
mit Dir!" Wer den Brief geschrieben hatte, das wußte Niemand. 
Aber der Parlamentsrath zeigte die Sache an, und man untersuchte 
das Parlamentshaus von oben bis unten. — Da fand man den 
ganzen Keller voll Pulver, und — einen Kerl dabei. Der wurde 
natürlich festgenommen, und über alles scharf befragt. — Und er 
gestand AlUs, und sagte: „Wir sind unser achtzig, und hatten be¬ 
schlossen, an dem bewußten Tage dies ganze Haus voller Protestan-
	        
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